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Das schwarze Stundenbuch - Flandern um 1470

eines der berühmtesten Werke des späten Mittelalters - vollständig auf schwarzgefärbtem Pergament geschrieben

 

Das schwarze Stundenbuch

um 1470 - Flandern

Österreichische Nationalbibliothek, Wien

 

Wikipedia:

 

"Das schwarze Stundenbuch von Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund, befindet sich in Wien. Es stellt auf dem Gebiet der Buchmalerei den höchsten Luxus dar und ist das schönste noch erhalten gebliebene Beispiel einer speziellen Kategorie von Stundenbüchern, die am Hofe von Burgund während der letzten Jahre des Herzogtums als mächtiger Pufferstaat zwischen Deutschland und Frankreich für kurze Zeit in Mode waren."

 

Es "ist eines von nur sieben überlieferten Handschriften mit geschwärzten Seiten, die alle aus flämischen Werkstätten und aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen. In aufwendigen Verfahren wurde das Pergament entweder mit Ruß oder wie beim Schwarzen Stundenbuch mit einer Eisen-Kupfer-Lösung schwarz eingefärbt".

 

"Bei schwarzen oder Trauer-Stundenbüchern wurde der Text in goldenen und silbernen Buchstaben auf schwarz oder purpur eingefärbte Pergamentblätter geschrieben. Bei dem Wiener Exemplar hat die Farbsäure das Pergament derart angegriffen, dass die Blätter einzeln zwischen Glas aufbewahrt werden. Niemand wird dieses Buch wieder so in die Hand nehmen und benützen können, wie es einmal beabsichtigt war.

 

Die abgebildeten Seiten sind aus dem Evangeliumsauszug, der sich noch am Anfang befindet. Die Miniatur auf der linken Seite zeigt die vier Evangelisten zusammen in einem langgestreckten Raum sitzend, dessen Wände zwar in falscher Perspektive dargestellt sind, aber dennoch den Eindruck von Weiträumigkeit und Tiefe vermitteln. Sie sind beim Spitzen ihrer Federn oder beim Schreiben auf den Knien dargestellt, ihre Utensilien sind auf dem Tisch im Vordergrund ausgebreitet.

 

Auf der Textseite beginnen die ersten Worte des Johannesevangeliums, „In principio erat verbum.“ – „Im Anfang war das Wort“, mit einer großen, blumenförmigen Initiale. Seitlich ist Johannes auf der Insel Patmos dargestellt, unten ist die bildhafte Darstellung eines flämischen Sprichwortes."

 

Text aus dem Kommentarband von Ulrike Jenni u. Dagmar Thoss:

 

"Gold und Silber auf schwarzem Pergament vermitteln den Eindruck aufwendigen, doch gleichzeitig vornehmen Prunks. Nicht zufällig sind es die - allerhöchsten Auftraggebern vorbehaltenen - Purpur-Codices, die unseren schwarzen Handschriften in dieser Grundhaltung am nächsten kommen. So nimmt es nicht wunder, dass die ganze Gruppe dieser schwarz eingefärbten Codices dem engsten Umkreis einer mit grossem Gepränge geführten Hofhaltung zuzuordnen ist, derjenigen der reichen und mächtigen Burgunderherzöge des 15. Jahrhunderts, und dass als Ort ihrer Entstehung nur Brügge in Frage kommt, eine der wohlhabendsten Handelssädte der damaligen Zeit und gleichzeitig repräsentatives Zentrum des burgundischen Staates, in dem eine reiche künstlerische Produktion beheimatet war. (.) Auch in bezug auf die Künstlerpersönlichkeit entzieht sich der Codex einer präzisen Einordnung: die in der Fachliteratur vertretene Zugehörigkeit zum Werk des Meisters des Anton von Burgund lässt sich nicht aufrecht erhalten. Die Illustrationen lassen sich zwar problemlos als Produkte der flandrischen Buchmalerei des dritten Viertels des 15. Jahrhunderts bestimmen, trotzdem bleibt der Codex relativ isoliert. Nicht genug damit, auch hinsichtlich der Ikonographie weist die Handschrift eine Fülle ungewöhnlicher, ja unikaler Motive auf."

 

 

 

Cod. Vind. 1856 Österreichische Nationalbibliothek (Wien, Österreich)

 

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18,2 x 25,5 cm, 304 Seiten, 124 Miniaturen, darunter 15 Vollbilder, eine Wappenseite, 24 Kalenderminiaturen, 74 Rundbilder, reicher Bordürenschmuck und 19 historisierte Initialen

 

Vollständige Faksimileausgabe des Codex Nr. 1856 der Österreichischen Nationalbibliothek Wien = Gebetbuch des Galeazzo Maria Sforza.
Frankfurt am Main : Insel-Verlag, 1982

 

Epli Jun 2024 400