Mentelin-Bibel 1466 - 1. vorlutherische Bibel und 6. Druck einer BibelinkunabelStraßburg..
Biblia GermanicaMentelin-Bibelvor dem 27.6.1466Strassburggedruckt von Johann Mentelin1. vorlutherische deutsche Bibel1. gedruckte Bibel in einer Volkssprache!und 6. gedruckte Bibel überhaupt
Die älteste gedruckte deutsche Bibel, die Mentelin-Bibel, stammt aus dem Jahre 1466. Im Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek München steht ein Eintrag, dass die Mentelin-Bibel am 27. Juni 1466 von dem Augsburger Chronisten Hektor Mulich (* um 1420, † 1489/1490) gekauft wurde,
Der ehemalige Gehilfe Gutenbergs – Johannes Mentelin (1410-1478) – hatte sie nur 10 Jahre nach der Erfindung seines früheren Chefs in Strassburg gedruckt. Ihr liegt eine etwas mehr als ungelenke* deutsche Übersetzung zugrunde (Waldenser-Bibel), die hundert Jahre vorher entstanden war und in Handschriften kursierte. Diese Übersetzung basierte allein auf dem lateinischen Bibeltext (Vulgata).
Die Mentelin-Bibel diente als Vorlage für die folgenden 13 vorlutherischen oberdeutschen Bibeldrucke, die bis 1518 gedruckt wurden. Die Drucker versuchten von Ausgabe zu Ausgabe den Bibeltext zu verbessern und Übersetzungsfehler aus der Vulgata zu korrigieren. Vor allem ab der 4. Auflage wurden von Günther Zainer größere Veränderungen vorgenommen (manche zählen die Zainer-Bibel als 3. Auflage).
Hier ein Textvergleich Lukasevangelium Kapitel 6, Vers 45:
Vulgata (4. Jh. / lateinische Bibelübersetzung): Bonus homo de bono thesauro cordis sui profert bonum et malus homo de malo profert malum ex abundantiaenim cordis os loquitur. Der guot mensch von den guoten schatz seins hertzen fuorbringt er das guot: und der boeß mensch von den boesen schatz seins hertzen fuorbringt er daß boeß. Wann von der begnuogsam des hertzen redt der mund. Der guot mensch von dem guoten schatz seins hertzen fuorbringt er dz guot und der boeß mensch von den boeßen schatz seins hertzen fuorbringt er das boeß. Wann von der uberflußigkeit des hertzens redt der mund.
Zudem wurde die Mentelin-Bibel gleich nach der Veröffentlichung per Hand abgeschrieben, denn gedruckte Bücher waren teurer als Handschriften. Heute sind mindestens 10 Handschriften bekannt.
Mentelin-Bibel, fol. 319v: Vnd sy sagten im. In bethlehem iude. Wann also ist geschriben durch den weysagen. Vnd du bethlehem daz ertrich iuda: du bist nit die mynst vnter den fursten von iuda.
Freiburger Handschrift 22a, fol. 300r: Vnd sy sagten im / in bethlehem iude / Wann also ist geschehen [am Rand mit Einweisungszeichen von anderer Hand: geschriben] durch den weissagen / Vnd du bethlehem [am Rand mit Einweisungszeichen von anderer Hand: daz ertrich] iuda: du bist nit die mynst vnter den fürsten von iuda.
* Johann Eck kritisiert in seinem Vorwort zu seiner Bibelausgabe 1537 den Text der vorlutherischen Bibeln: „ich befand, das der tolmetscher nit gehalten het die regel S. Hieronymi de optimo genere interpretandi : Dan er hat zu hart darauf trungen, das er verteütsche von wort zu wOrt, darmit er oft unverstendig [flnverständlich] ist worden und der ainfeltig leser kain sinn und verstand darauß vernemmen mag. Zu dem andern, so ist jederman kuntlich, . . . das zu zeit der seIbigen translation vor viertzig oder fünftzig jaren die lateinisch sprach nit so hoh kummen in teütschland, so adelich, zierlich und volkummen als jetz. Auch seind die büecher do zemal nit verhanden gwäsen, darauß der tolmet scher sich het mägen erhollen [sich Rat h,len]. Darum kain wunder, ob [IvennJ er zu weil auß mangels des latein gestrauchelt hat“. Die Bibelausstellung von Alexander Schick zeigt ein sehr seltenes Faksimile dieses ersten deutschen Bibeldrucks, das von Hand - wie im 15. Jh. - aufwendig koloriert wurde.
Nachweise der Mentelin-Bibel im Gesamtkatalog der Wiegendrucke
Erste gedruckte Bibel? PDF WLB
Die Mentelin-Bibel wurde auch noch per Hand abgeschrieben -> HIER |