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Kölner-Bibel 1478/79 - auch "Plattdeutsch" gab es vor Luther

Köln

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Kölner Bibel 1478/1479

Gedruckt in Köln von Heinrich Quentel oder Bartholomäus von Unckel um 1478

 

 

In der Bibelausstellung von Alexander Schick wird ein aufwendig koloriertes Faksimile der Kölner Bibel gezeigt.

 

Im Foto der sog. Schöpfungsholzschnitt und der Beginn von Genesis 1 (1. Mose 1)

 

 

Der folgende Text aus Wikipedia

 

"Obwohl in Köln die Zensur sehr streng war, fand sich ein Konsortium bestehend aus Heinrich Quentell, Bartholomäus von Unckel und Anton Koberger zusammen, um eine deutsche Bibel für den niederdeutschen Raum zu schaffen. Der Auftraggeber und eigentliche Drucker blieben dagegen anonym. Die Kölner Bibel musste zwei Regionen mit deutlich unterschiedlichen Dialekten bedienen. Es ließ sich nur so lösen, dass man eine niederrheinische und eine niedersächsische Ausgabe schuf, um den Absatz der Bibeln nicht zu gefährden. Daher spricht man von den Kölner Bibeln (1478/79). Sie fielen durch ihren Buchschmuck auf und wurden Grundlage vieler weiterer Bibeln. Koberger beispielsweise benutzte die Druckstöcke direkt für seine oberdeutsche 9. deutsche Bibel. Die Lübecker und die Halberstädter Bibel waren nur in Niedersächsisch erhältlich."

 

Die Kölner Bibel gibt es in zwei niederdeutschen Dialektversionen

 

1. Niedersächsisch = Ostwestfälisch  (hochdeutsches „und“ = unde) -> sog. „Unde-Bibel“
2. Niederrheinisch = Westmünsterländisch (hochdeutsches „und“ = ende) -> sog. „Ende-Bibel“

 

Eine Besonderheit der Kölner Bibel ist die Selbstzensur. Das Hohelied Salomos wurde als nicht "jugendfrei" angesehen und so wurde dieses Buch NICHT übersetzt und stattdessen nur der lateinische Text abgedruckt. Folgender Hinweis findet sich in der Kölner Bibel (Text beginnt unten links im Digitalsat):

 

"Die Hebräer sagen, dass man das Buch der Gesänge genannt zu Latein Cantica canticorum den jungen Leuten schlecht nach den Buchstaben nicht offenbaren soll. Weil der Sinn nach den Buchstaben wenig Nutzen einbringt, sondern den Leuten, die in ihr Alter kommen und verstorben sind und auch von „hohen Sinnen“ ist, dass  [es] nur [?]  [zur Verfügung] gestellt werde den Gelehrten und darum nicht ins Deutsche übersetzt worden ist. Und darum die Bibel dann ganz sei und keine Gebrechen an den Büchern dabei habe, so folgt dasselbe Buch hier in Latein beschrieben …"*

 

* Ich danke Herrn Dr. Eberhard Zwink, Bibliotheskdirektor i.R. der Landesbibliothek Stuttgart, für den Hinweis und seine wörtliche Übersetzung des Abschnitts.

 

 

Die Kölner-Bibel im Gesamtkatalog der Wiegendrucke

https://kdih.badw.de/datenbank/druck/14/0/f

 

47 Exemplare sind in öffentlichen Bibliotheken erhalten, darunter sogar in der Vatikanbibliothek. Ob man in Rom den Text der Bibel verstanden hat? Oder ist das Exemplar ein Beleg dafür, dass Bibeln in den Landessprachen doch gedruckt wurden? Auch in Österreich befindet sich in Wien eine Ausgabe unter der Bezeichnung "Kölnische Bibel".

 

Hier können Sie einen kleinen Film zur Kölner Bibel (Faskimile) sehen —> HIER <—