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Koberger-Bibel 1483 - 9. vorlutherische Bibel

Nürnberg

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Biblia Germanica

Koberger-Bibel

gedruckt von Anton Koberger

1483 Nürnberg

9. vorlutherische deutsche Bibel

 

 

Anton Koberger (um 1440–1513) hat die ausgestellte Bibel (Fragment) 1483, also im Geburtsjahr Luthers, in Nürnberg gedruckt. Es ist der neunte Bibeldruck in deutscher Sprache vor Luthers epochaler Bibelübersetzung. Koberger gehörte zu den bedeutendsten deutschen Buchdruckern seiner Zeit. Seine Werkstatt hatte 24 Druckerpressen an den bis zu 100 Gesellen tätig waren. In Kobergs Großbetrieb wurde ein Teil der Bibelauflage bereits vor Ort koloriert. Dies geschah anscheinend mit Schablonen, um eine „Massenproduktion“ zu ermöglichen.

 

Koberger war der Patenonkel von Albrecht Dürer. Die Koberger-Bibel ist heute noch die am weitesten verbreitete der vorlutherischen Bibeldrucke, da sie wohl besonders auch wegen ihrer ansprechenden und meist farbig kolorierten Holzschnitte besonders geschätzt wurde.

 

Die Bibel wurde im großem Folio-Format gedruckt (27x39 cm) und wegen des Umfangs meist immer in zwei Bänden gebunden. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Holzschnitte. Diese hatte Koberger nicht in seinem Betrieb anfertigen lassen sondern er hatte sie den Kölnern Druckern Heinrich Quentell und Bartholomäus von Unckel abgekauft. Die ansprechenden Holzschnitte wurden für die zwei niederdeutschen Kölner-Bibeldrucke 1478/78 gefertigt.

 

Im Kolophon (Schlussbemerkung) schreibt Koberger: »Diß durchleuchtigist werck der gantzen heyligen geschrifft. genant dy bibel für all ander vorgetrücket teutsch biblen. lauterer. clarer. vnd warer nach rechter gemeyner teutsch. mit hohem vnd großem vleyß. gegen dem latey-nischen text gerechtuertigt. vnderschidlich punctirt. mit vberschrifften bey dem meysten teyl der capitel vnd psalm. iren inhalt vnd vrsach. anzaygende. Vnd mit schönen figuren dy hystorien bedeutende. hat hie ein ende. Gedruckt durch anthonium koburger in der löblichen keyserlichen reychstat Nürenberg. Nach der geburt cristi des gesetzs der genaden. vierzehenhundert vnd in dem dreyvndachtzigsten iar. am montag nach Jnuocauit. Vmb wellich volbringung. sey lob. glori. vnd ere. der hohen heyligen dryualtigkeit. vnd eynigem wesen. dem vater vnd dem sun vnnd dem heyligen geyst. der da lebt vnnd regiret gott ewigklich amen« (fol. 583).

 

Im heutigen Deutsch:

»Dies strahlend erhabene Werk der ganzen Heiligen Schrift, genannt die Bibel sei hier gegenüber den zuvor gedruckten deutschen Bibeln reiner, klarer und wahrhaftiger geboten, und zwar gemäß der allgemein gebräuchlichen deutschen Sprache. Sie ist mit großem Fleiß gegenüber der lateinischen Vorlage berichtigt und korrigiert, zum besseren Verständnis interpunktiert und mit Überschriften bei dem größten Teil der Kapitel und Psalmen, die Inhalt und Anlass (der Abfassung) angeben, ausgestattet, dazu mit schönen Bildern, die die jeweiligen Geschichten darstellen. Dies Buch endet hier. Gedruckt durch Anton Koberger ...«

 

 

Das ausgestellte Teilstück enthält alle Blätter des Psalters im Original. Nur das erste Blatt mit dem wunderschön kolorierten Holzschnitt, der König David zeigt, ist ein Faksimile und wurde dem Exemplar in der Bayerischen Staatsbibliothek entnommen.

 

 

Man schätzt, dass ca. 274 Exemplare oder Fragmente in Bibliotheken oder öffentlichen Einrichtungen aufbewahrt werden, dazu befinden sich etwa 50 Exemplare dieser Bibel in privater Hand.

 

 

Sie können im Digitalsat der Forschungsbibliothek Gotha ein vollständiges und koloriertes Exemplar in 2 Bänden (Link zum Digitalisat des 1. Bandes in der DHB Erfurt/Gotha) virtuell durchblättern.

 

Hier das Exemplar (2 Bände) aus der Herzogin Anna Amalia Bibliothek

 

Die Koberger-Bibel im Gesamtkatalog der Wiegendrucke

 

Besitznachweis Inkunabelseite British Library

 

Webseite des Germanischen Nationalmuseums zu Anton Koberger

 

Anton Koberger im Film

 

Wie Anton Koberger das Verlagswesen revolutionierte Film Germanisches Nationalmuseum

 

Hain 3137; GW 4303; BMC II, 424; Goff B-632; Bibelslg. Württ. LB, E 22; Schreiber 3461; Schramm XVII, S. 3 u. 8 (Abb. in VIII, 358-472); Fairfax Murray 63; v. Arnim, Slg. Schäfer I, 52.

Katalogbeschreibung Reiss & Sohn

"Die erste in Nürnberg gedruckte deutsche Bibel, berühmt für ihre Illustrationen. Die Stöcke waren von Koberger aus der Holzschnittfolge zu den im Handel kaum auffindbaren Quentell-Bibeln von 1478/79 erworben worden. Die Schnitte, vom "Meister der Kölner Bibel" nach niederländischen Vorbildern entworfen, "wirkten bis Lübeck und Venedig, zeitlich bis weit ins 16. Jahrhundert, und die Illustrationen zur Apokalypse beeinflußten Dürers Holzschnittfolge" (v. Arnim) ...

'Durch die breiten, querformatigen Bilder, die Verwendung einer gefälligen neuen Druckschrift, durch reiche Rubrizierung und häufig sehr schönes Kolorit, das teilweise schon im Verlag vorgenommen wurde, bot diese Bibel äußerlich ein Erscheinungsbild, das durch seine Pracht und Lebendigkeit viele Betrachter und Leser begeistern konnte. Auch heute noch wird die Koberger-Bibel als typische Bibel der Inkunabelzeit angesehen" (Eichenberger-Wendland, Deutsche Bibeln vor Luther, S. 91ff.)'"