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1576 - Prachtbibel von Hans Krafft gedruckt

Aussergewöhnlich: Luther und Kurfürst Friedrich d.W. kommen in den Holzschnitten des AT vor!

2. Könige 22: König Josia wird das Gesetz vorgelesen.
Der fromme König Josia ist der Landesherr Luthers, Kurfürst Friedrich der Weise, der vorlesende Hohepriester (biblisch: Schreiber Saphan) ist kein geringer als der Reformator Martin Luther selbst! So kam Luther in die Bibel direkt hinein.

Sammlung R. G.

 

Biblia Deutsch Martin Luther

Wittenberg 1576 - gedruckt von Hans Krafft d.Ä.

2. Auflage der wunderbar illustrierten Prachtbibel

 

 

"Diese ausgesprochene Prachtbibel ist ein Nachdruck der von Hans Krafft (Johann Crato) d. Ä. 1572 gedruckten Bibel in der gleichen Ausstattung. Die (mit Wiederholungen) über 220 Holzschnitte werden zum größeren Teil Johann Teufel [auch Deubel genannt] zugeschrieben, mit dem das Monogramm I. T. identifiziert wird; einige wenige stammen von Hans Brosamer und anderen.

 

Teufels Illustrationen zeichnen sich aus durch ihre Freude am Detail und teils sehr originelle Motive, die (nach Ph. Schmidt) in keiner anderen Bibel bildlich dargestellt sind, zum Beispiel die Verspottung Ismaels durch Isaak (Gen 21, 9). Teufel hat in die biblischen Szenen auch Personen der Zeitgeschichte integriert: In der Illustration zu 1 Kön 15, 12–13 (König Asa von Juda lässt Götzenbilder zerstören) sind Luther und (in anachronistischer Zusammenstellung) die Kurfürsten Friedrich der Weise (reg. 1486–1525) und August (reg. 1553–1586) dargestellt. August ist außerdem am Beginn der Ausgabe von 1576 – vor einem von ihm erteilten Druck- und Verkaufsprivileg für die Schriften Luthers –in einem Brustportrait abgebildet und anhand dessen auf dem Holzschnitt zu 1 Kön 15, 12-13 eindeutig zu identifizieren." (Auszug aus dem Katalog "Gottes Wort in der Sprache des Volkes", S. 92).

 

"Größer und schwerer als die Lufft Bibeln ... Von Angang an war die Krafft-Bibel als Prachtbibel konzipiert, größer und eindrucksvoller als die parallel noch erscheinenden Lufft Bibeln. Krafft wollte Lufft damit wirtschaftlich ruinieren, was ihm auch beinahe gelang", so bibeldrucke Austria.

 

Johann Krafft d.Ä. gehörte neben Hans Lufft zu den wichtigsten Druckern Wittenbergs im 16. Jahrhundert. Es selbst firmierte oft unter "Johannes Crato" und machte sich einen Namen durch seine Nachdrucke von Philipp Melanchthons Schriften. Krafft wirkte über 30 Jahre in Wittenberg (er verstarb 1578) und gab 840 Drucke und Nachdrucke heraus. Zeitgenossen schätzten die Krafft-Drucke wegen der qualitativ hohen Druck- und Papierqualität im Gegensatz zu den Offizien seiner Kollegen.

 

Man sagt über Hans Krafft: "es gingen auch der Quantität nach aus ihr [der Krafft-Druckerei] mehr Drucke hervor als in jeder der früheren zu Wittenberg, weshalb auch ein älterer Bibliograph nicht mit Unrecht die Bemerkung macht, diese Druckerei heiße nicht unbillig die 'Krafft’sche', weil in derselben so viele 'Kräfte' thätig gewesen wären."

 

"Der Meister Johann Teufel oder Deubel ist der Hauptillustrator dieser Bibel. Sie zeigt eine seltene Treue der Darstellung, eine große Kenntnis der Bibeltexte wie der jüdischen und israelitischen Geschichte und eine Anzahl von kraftvollen Illustrationen, die aus der kirchenpolitischen Lage jener Zeit herausgewachsen waren, als die Gegenreformation mächtig ausholte.
Der Künstler schuf in seinen Illustrationen immer wieder Verbindungen zu seiner Zeit: dem Widerstand gegen die Gegenreformation, seiner Treue zu Luther und der noch nicht fernen Zeit des Beginns der Reformation.
Johann Teufel hat mit seinen Bildern den Bibellesern seiner Zeit Anschauung und Auslegung vermittelt, von denen unsere bibelferne Zeit mit dem Gefühl der Verarmung stehen muss" („Die Illustration der Lutherbibel“ von Philipp Schmidt, Basel 1962, Seiten 274 ff.)

 

"Es ist die Ausgabe, von der auch Kurfürst August von Sachsen eine Familienbibel besaß. Weltweit sind nur noch zwölf Exemplare von dieser Ausgabe belegt", so das Museum in Borna.

 

Die oben abgebildete Krafft-Bibel stammt wohl aus dem Fürstenhaus aus Sachsen-Anhalt. In der Familienaufzeichnung in der Bibel wird erwähnt

Johann Georg I., Fürst von Anhalt-Dessau (1567-1618) und

Eleonore von Württemberg (* 22. März 1552 in Tübingen; † 12. Januar 1618) Prinzessin von Württemberg und jeweils durch Heirat Fürstin von Anhalt sowie Landgräfin von Hessen.

Das prächtige Kolorit spricht jedenfalls auch für eine fürstliche Ausgabe.

 

Die letzte Ausgabe diese Prachtbibel erschien 1671 in Wittenberg (eigentlich Frankfurt).

    

Das kolorierte Exemplar von 1572 der Bibelsammlung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart kann man digital --> HIER durchblättern

 

Das s/w Exemplar der Ausgabe von 1572 Uni Halle finden Sie --> HIER

 

Das s/w Exemplar der 2. Auflage 1576 finden Sie --> HIER

 

Katalog Reiss & Sohn

Erste Ausgabe einer "Art Prachtbibel, deren Holzschnitte nach 100 Jahren in Frankfurt immer noch verwendet wurden. Der Meister Johann Teufel oder Deubel ist der Hauptillustrator dieser Bibel und hatte anscheinend das gesamte Alte Testament reich durchillustriert. Die Illustrationen (...) sind aus einer tiefen Kenntnis der Bibel, besonders der israelitischen und jüdischen Geschichte, hervorgegangen" (Schmidt 274f.)

 

VD16 B 2778 Erstausgabe 1572

VD16 B 2785 2. Auflage 1576

 

Originaltitel:

Biblia || Das ist/|| Die gantze hei=||lige Schrifft/|| Deudsch.|| D. Mart. Luth.|| (Propheten || alle Deudsch.||)
Ausgabebezeichnung: Wittemberg.|| M.D.LXXVI.|| (Gedruckt durch Hans Krafft.||)
Impressum: Wittenberg: Krafft, Johann d.Ä., 1576

Papier, 2°, 37,5 x 24,6 cm

Holzschnitte, zum Teil signiert von Hans Brosamer (1550), Johann Teuffel (Deubel) (1558, 1568, 1569), zahlreiche Holzschnittinitialen, zum Teil ornamentiert, Fraktur, Text einspaltig mit Querverweisen und Glossen.

 

Darlow & Moule 4205 (S. 496); Schmidt Luther Bibel 23, Bibelsammlung WLB E 499 (nur Teil I), Sammlung R. Gerber 10.2.24 (nur Teil 1).

 

Bekannt sind diese Exmplare in vor allem deutschen Sammlungen

 

Bestand in öffentlichen Bibliotheken:

  • Dresden, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek
  • Halle, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
  • Leipzig, DNB, Deutsches Schrift- und Buchmuseum
  • München, Bayerische Staatsbibliothek
  • Trier, Bibliothek des Priesterseminars
  • Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek
  • Wien, Österreichische Nationalbibliothek
  • Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek
  • zudem in
  • Mettingen, Draiflessen Collection (Sammlung Familie Brenninkmeijer C&A)
  • Borna, Museum der Stadt Borna

- koloriertes Privatexemplar in Fulda

- im Antiquariatshandel

- Lutherkirche Leer (Ostfriesland)

- Exemplar in den USA

- Sammlung Hans Rudolph

- ehemalige Sammlung R. Gerber

- Auktion Schweiz

- Auktion Deutschland

- Privatsammlung Rumänien?

 

 

Aufsatz zu den Bildern dieser Bibel