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Luther Flugschrift 1520 Wittenberg

Die Verbrennung der Bücher des Papstes

Warumb des Babsts und siner Jungern Bücher von Doctor Martino Lüther verbrendt sind.

Lass ouch anzeygen, wer da wil, warumb sy Doctor Luthers Bücher verbrent haben. Wittenberg, M.D.XX

 

Nachdruck von Christoph Froschauer, Zürich 1521

 

 

Am 31. Oktober 2017 jährte sich der Thesenanschlag Martin Luthers (1483–1546) – und damit der Beginn der Reformation, zum 500. Mal. Doch der Thesenanschlag war nur der Auftakt zu den schweren Auseinandersetzungen der folgenden Jahre. Papst Leo X. drohte im Juni 1520 Martin Luther mit dem Ausschluss aus der Kirche, wenn dieser seine Thesen nicht innerhalb von 60 Tagen widerrufen würde. Am 24. Juli 1520 erschien dann die päpstliche Bannandrohnungsbulle Exsurge Domine“ (deutsch: Erhebe dich, Herr). Den Namen hat die Bannandrohnungsbulle, da sie mit einem Zitat aus Psalm 73 (nach der Vulgata) beginnt. Auf Deutsch: „Erhebe dich, Herr, und richte deine Sache! Gedenke deiner Schmähungen, die den ganzen Tag von den Unweisen ausgehen.“ In dieser päpstlichen Schrift werden 41 Sätze Luthers zitiert und als falsch bzw. anstößig gebrandmarkt. Ausserdem wird all denen der Bann angedroht, die es wagen an der päpstlichen Unfehlbarkeit zu zweifeln. 

Von Luther erschienen als Reaktion im Herbst 1520 drei große Reformationsschriften:

  1. „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" - in dieser Schrift stelle Luther erstmals die Siebenzahl der Sakramente öffentlich in Frage.
  2. „Freiheit eines Christenmenschen" - Anlass für diese Schrift war die gegen Luther gerichtete oben erwähnte päpstliche Bannandrohungsbulle „Exsurge Domine“. Luther hielt der päpstlichen Bulle 30 Thesen entgegen. Bekannt ist die 1. These: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan“.
  3.  „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ wurde ein „Bestseller“. Die Schrift war nach kurzer Zeit vergriffen und musste sofort neu aufgelegt werden. In dieser Schrift appelliert Luther an den Adel, Verantwortung zu übernehmen für eine Besserung des christlichen Standes.

Ende des Jahres 1520 spitzte sich die Auseinandersetzung zu. So wurden in Köln am 12. November und in Mainz am 29. November Luthers Schriften öffentlich verbrannt. Die Wittenberger Reaktion sollte nicht lange auf sich warten lassen. Am Vormittag des 10. Dezember 1520 organisierten Johann Agricola und Philipp Melanchthon, beides enge Weggefährten von Martin Luther, vor dem östlichen Stadttor Wittenberg, dem Elstertor, eine öffentliche Bücherverbrennung der alten scholastischen Schriften. Als Martin Luther mit seinen Studenten dazu kam und auch noch die Druckausgabe der päpstlichen Bannandrohungsbulle in die Flammen warf, erreichte das Spektakel seinen Höhepunkt. Damit war der Bruch mit Rom endgültig besiegelt!

 

Die Ereignisse in Wittenberg erläuterte Luther dann in der Schrift „Warum des Pabsts und seiner Jünger Bücher von Doktor Martin Luther verbrannt worden sind“. Für Luther war der Papst, der in der Bibel geweissagte Antichrist. Diese Schrift Luthers erlebte sofort eine Vielzahl von Nachdrucken.

 

Am 3.1.1521 erschien die durch Papst Leo X. erlassenen Bannbulle „Decet Romanum Pontificem". Damit war Luther nun exkommuniziert und aus der Kirche ausgeschlossen. In dieser Bulle wurde Martin Luther ausdrücklich zum Häretiker (Ketzer) erklärt aber auch all seine Anhänger. Jeder, der Luther oder einen seiner Schüler aufnehmen oder unterstützen würde, würde damit auch den Kirchenbann auf sich ziehen. Der Kampf und die Alleingültigkeit der Heiligen Schrift war nun im vollen Gange!

 

 

--> Hier können Sie in der Digitalausgabe diese Schrift durchblättern und in ihr lesen

 

Das ausgestellte Exemplar gehört zu den großen Raritäten der Flugschriften aus der Reformationszeit.