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Fegfeuer-Bibel

Dilherr-Bibel von 1670

 

Fegfeuer-Bibel
Lutherbibel mit „Fegefeuer“!

Nürnberg 1630


Diese protestantische Bibel-Ausgabe aus dem Jahr 1670 ist wegen einer Besonderheit als „Fegfeuer-Bibel“ bekannt geworden.
Es handelt sich um die vierte Auflage der lutherischen sog. „Dilherr-Bibel“, die zwischen 1656 und 1788 in 29 Auflagen im Verlag Endter in Nürnberg erschienen ist.  


Der Begriff „Feg(e)feuer“ kommt selbst in keiner katholischen Bibelausgabe vor. Luther lehnte die katholische Fegefeuer-Lehre kategorisch als unbiblisch ab. War doch der Streit um die Ablässe fürs Fegefeuer Ausgangspunkt der Reformation.


Umso mehr erstaunt dieser Begriff in der vorliegenden Luther-Bibel von 1670. Es heißt hier im 23. Vers des Judasbriefes auf Seite 1194: „Etliche aber mit Forcht selig machet, und rücket sie aus dem Fegfeuer“. Diese Bibel ist somit der einzige Bibeldruck überhaupt, in dem der Begriff „Feg(e)feuer“ vorkommt!

 

Es scheint sich um einen schlechten Scherz eines katholischen Setzers in der protestantischen Druckerei Endter in Nürnberg gehandelt zu haben. Späte Rache an der Reformation!


Der Hamburger Pastor und Bibelsammler Johann Melchior Goeze hierzu:
"Die Bibel selbst ist in Nürnberg noch häufig zu haben; allein da man den Betrug bald bemerket, die schon ausgegebenen Exemplare sorgfältig eingezogen, und den Bogen umgedrucket hat; so sind die Exemplare, welche das Fegefeuer noch haben, selbst in Nürnberg rar, und daselbst öfter für 25 Gulden verkauft worden…


Daß die Papisten [= Katholiken] die Bibel [von 1670] mit schwerem Gelde aufkaufen, und solche zur Verwirrung der Schwachen misbrauchen, ist sehr wahrscheinlich, wie mir denn selbst Exempel bekant sind, daß man solche [Bibeln] protestantischen Reisenden in Kloster-Bibliotheken vorgelegt hat, und wenn sie auf die Frage: ob sie das Fegefeuer glaubten? mit nein! geantwortet, ihnen den Vorwurf gemacht hat, daß sie also nicht glaubten, was doch selbst in Luthers Bibel stünde...“