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Eusebius von Cäsarea über die Abfassung der Evangelien

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Eusebius von Cäsarea über die Entstehung der vier Evangelien

Eusebius von Caesarea geb. um 260/64, verstorben ca. 340 in Caesarea wird als der „Vater der Kirchengeschichte“ bezeichnet und gilt als einer  der Kirchenväter. Seine Werke bilden eine der wichtigsten Quellen für die frühe Kirchengeschichte und hier besonders auch die Angaben zur Entstehung der Evangelien.

 

 

Aus seiner Kirchengeschichte (lateinisch Historia ecclesiastica = HE):

 

1.  Abfassung des Matthäus- und Johannesevangeliums (HE III 24,6f.11f.)

24,6 Matthäus, der zunächst unter den Hebräern gepredigt hatte, schrieb, als er auch noch zu anderen Völkern gehen wollte, das von ihm verkündete Evangelium in seiner Muttersprache ... 7Nachdem nun Markus und Lukas die von ihnen gepredigten Evangelien herausgegeben hatten, sah sich nach der Überlieferung auch Johannes, der ständig sich mit der mündlichen Predigt des Evangeliums beschäftigt hatte, zur Niederschrift veranlaßt, und zwar aus folgendem Grunde: Nachdem die zuerst geschriebenen drei Evangelien bereits allen und auch dem Johannes zur Kenntnis gekommen waren, nahm dieser sie, wie man berichtet, an und bestätigte ihre Wahrheit und erklärte, es fehle den Schriften nur noch eine Darstellung dessen, was Jesus zunächst, zu Beginn seiner Lehrtätigkeit, getan habe. Mit dieser Erklärung hatte er auch recht. 8Denn es ist klar, daß die drei Evangelien nur das, was der Heiland nach der Gefangensetzung Johannes des Täufers während eines einzigen Jahres getan hatte, aufgezeichnet haben, und daß sie dies auch am Anfange ihrer Berichte zu erkennen geben. ... 11 Nach der Überlieferung hat nun deshalb der Apostel Johannes auf Bitten hin über die Zeit, über welche die früheren Evangelisten geschwiegen haben, sowie über die in diese Zeit, d. i. vor die Gefangennahme des Täufers, fallenden Taten des Erlösers in einem eigenen Evangelium berichtet... 12 Johannes erzählt also in seinem Evangelium das, was Christus getan hatte, noch ehe der Täufer ins Gefängnis geworfen wurde; die übrigen drei Evangelisten aber berichten die auf die Einkerkerung des Täufers folgenden Ereignisse.
Quelle: Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte. Übersetzt von Philipp Haeuser (= BKV II.1). München 1932, 130-132

 

2.  Abfassung des Markus- und des Matthäusevangeliums (HE III 39,15f.)

15 "Auch dies lehrte der Presbyter: Markus hat die Worte und Taten des Herrn, an die er sich als Dolmetscher des Petrus erinnerte, genau, allerdings nicht ordnungsgemäß, aufgeschrieben. Denn nicht hatte er den Herrn gehört und begleitet; wohl aber folgte er später, wie gesagt, dem Petrus, welcher seine Lehrvorträge nach den Bedürfnissen einrichtete, nicht aber so, daß er eine zusammenhängende Darstellung der Reden des Herrn gegeben hätte. Es ist daher keineswegs ein Fehler des Markus, wenn er einiges so aufzeichnete, wie es ihm das Gedächtnis eingab. Denn für eines trug er Sorge: nichts von dem, was er gehört hatte, auszulassen oder sich im Berichte keiner Lüge schuldig zu machen." 16So berichtete Papias über Markus. Bezüglich Matthäus aber behauptet er: "Matthäus hat in hebräischer Sprache die Reden zusammengestellt; ein jeder aber übersetzte dieselben so gut er konnte."
Quelle: Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte. Übersetzt von Philipp Haeuser (= BKV II.1). München 1932, 153f.

 

3. Über die Entstehung der Evangelien (HE VI 14,5-7)

14,5 In dem gleichen Werke teilt Klemens bezüglich der Reihenfolge der Evangelien eine Überlieferung mit, welche er von den alten Presbytern erhalten hatte. Dieselbe lautet: diejenigen Evangelien, welche die Genealogien enthalten, seien zuerst geschrieben worden. Das Evangelium nach Markus habe folgende Veranlassung gehabt. 6 Nachdem Petrus in Rom öffentlich das Wort gepredigt und im Geiste das Evangelium verkündet hatte, sollen seine zahlreichen Zuhörer Markus gebeten haben, er möge, da er schon seit langem Petrus begleitet und seine Worte im Gedächtnis habe, seine Predigten niederschreiben. Markus habe willfahren und ihnen der Bitte entsprechend das Evangelium gegeben. ... 7 Zuletzt habe Johannes in der Erkenntnis, daß die menschliche Natur in den Evangelien (bereits) behandelt sei, auf Veranlassung seiner Schüler und vom Geiste inspiriert ein geistiges Evangelium verfaßt. Soweit Klemens.
Quelle: Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte (= BKV II.1). Übersetzt von Philipp Haeuser. München 1932, 280f.

 

 

Christliche Texte über die Entstehung der Evangelien

 

1. Eusebius von Cäsarea über die Entstehung der vier Evangelien

a) Über die Abfassung des Matthäus- und des Johannesevangeliums (Kirchengeschichte III 24,6f.11f.)

b) Über die Abfassung des Markus- und des Matthäusevangeliums (Kirchengeschichte III 39,15f.)

c) Über die Entstehung der Evangelien (Kirchengeschichte VI 14,5-7)

 

2. Johannes Chrysostomus über Unterschiede und Gemeinsamkeiten der vier Evangelien (Matthäus-Kommentar I 2f.)

 

3. Irenäus von Lyon über die Entstehung der Evangelien

a) Über die vier Evangelisten und die Wahrheit ihrer Evangelien (Gegen die Häresien III 1,1f)

b) Über den Evangelisten Johannes (Gegen die Häresien III 11,7)

c) Über den Evangelisten Lukas (Gegen die Häresien III 14,1)

 

4. Canon Muratorii

 

5. Salvians 9. Brief

 

6. Pseudepigraphische Erzählungen des Papias (Eusebius, Kirchengeschichte III 39,11-13)

 

Texte entnommen aus der Sammlung der antiken Texte: 

https://www.uni-siegen.de/phil/kaththeo/antiketexte/index.html?lang=de

 

zu den ältesten Textbelegen des Neuen Testaments siehe --> HIER <--

 

zur Langlebigkeit der Originalschriften des Neuen Testaments --> HIER <--