Vulgata um 1230/40Originalblätter aus einem lateinischen Codex![]() Neben vollständigen lateinischen Bibeln wurden in mittelalterlichen Handschriften auch einzelne Abschnitte bzw. Bücher in Codices zusammengefasst. Dies galt für die meist mit Buchmalerei kostbar ausgestatten Evangeliare (Sammlung der vier Evangelien) oder Evangelistare (eine nach den Festen des Kirchenjahres geordnete Sammlung speziell der Evangelienperikopen, die an den Festtagen zu lesen sind). Daneben sind aber auch einzelne Texte bzw. Bücher des Alten Testaments in Handschriften überliefert. Die ausgestellten Blätter stammen aus einem großformatigen Codex, der das 1. und 2. Buch Samuel, das 1. und 2. Buch der Könige sowie das 1. und 2. Buch der Chronik enthielt.
Der Bibeltext ist der für die Zeit typische lateinische in der Übersetzung des Hieronymus, die er um 400 n.Chr. in Bethlehem angefertigt hatte. Erst allmählich hatte seine Übersetzung, die sog. VULGATA, einen allgemeinverbindlichen Status erhalten. Bereits seit dem 2. Jahrhundert n.Chr. gab es eine altlateinische Übersetzung, die man als VETUS LATINA oder ITALA (nach dem Verbreitungsgebiet Italien) bezeichnete. Diese Übersetzung wurde aus der Septuaginta (LXX), der griechischen Bibelfassung, vorgenommen. Hieronymus übersetzte die Vulgata aber im Alten Testament aus dem hebräischen Urtext, da das Latein der Itala als zu schwerfällig galt.
Für die Codices wurde als Beschreibstoff gegerbtes Leder benutzt. Die ausgestellten Seiten zeigen ein recht grobes Pergament. Im Laufe der Zeit wurde die Technik des Aufspaltens des Leders immer mehr verfeinert, so dass es auch hauchdünne Pergamentseiten gab (siehe die ausgestellten Seiten aus einer zeitgleichen Perlbibel).
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