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1522 - Das Septembertestament

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Das Newe Testament Deůtzsch

Martin Luther (mit Bilder von Lucas Cranach)

gedruckt von Melchior Lotter in Wittenberg 1522

 

 

Anlass für Luther's Auseinandersetzung mit der offiziellen Kirche war der Ablasshandel durch Tetzel. Dem setzte Luther vor allem sein «sola scriptura», allein das Wort, die Bibel, entgegen, z. B. Röm. 3,24: «... gerettet allein aus Gnade, ohne eigene Leistung». Ausdruck des Protestes war auch sein Anschlag der 95 Thesen 1517 an der Schlosskirche in Wittenberg. Als er auch auf dem Reichstag 1521 in Worms nicht nachgab, wurde über Luther die Reichsacht verhängt. In der Schutzhaft auf der Wartburg übersetzte er dann zunächst das NT in nur 11 Wochen aus dem griechischen Grundtext in die deutsche Sprache.

 

Luther achtete dabei sehr darauf, dass dies in der Sprache des Volkes geschah. Sein Übersetzungsprinzip lautete: «Man muss nicht die Buchstaben in lateinischer Sprache fragen, wie man soll deutsch reden, sondern man muss die Mutter im Hause, ... den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und danach dolmetschen, so verstehen sie es denn.» Bekannt wurde dieses Übersetzerprogramm vor allem durch seine Worte: «Man muss dem Volk aufs Maul schauen

 

Die erste Ausgabe erschien im September 1522 ohne Verfassername, daher ist sie nur unter dem Namen «Septembertestament» bekannt. Der Preis, auf heute umgerechnet, betrug ungefähr den Wert eines Kühlschranks. Schon nach drei Monaten war die Auflage von 3000 Stück vergriffen. Einen reinen Nachdruck verweigerte Luther. Er wollte das Neue Testament noch verständlicher machen und verbesserte an 576 Stellen den Text. Die Ausgabe erschien im Dezember (sog. «Dezembertestament») und verkaufte sich ebenfalls in kürzester Zeit.

 

Die Septemberbibel soll einem halben bis anderthalb Gulden gekostet haben. Zum Vergleich: Anderthalb Gulden kosteten zwei geschlachtete Kälber, bei einer Magd betrug das Jahresgehalt anderthalb, bei einem Schulmeister dreidreiviertel Gulden .

 

 

Digitale Ausgabe des Septembertestaments 1522 zum --> Durchblättern

Der berühmte Holzschnitt mit dem Drachen und der Papstkrone --> Hier

 

Digitale Ausgabe des Dezembertestaments 1522 zum --> Durchblättern

Der berühmte Holzschnitt mit dem Drachen und der nun abgeschnittenen Papstkrone --> Hier

 

Textbeispiel: Weihnachsgeschichte aus Lukas 2

8 Vnnd es waren hirtten ynn der selben gegend auff dem feld, bey den hurtten, vnnd hutteten des nachts, yhrer herde, 9 vnnd sihe, der engel des herrnn trat zu yhn, vnd die klarheyt des herren leuchtet vmb sie, vnnd sie furchten sich seer, 10 vnnd der Engel sprach zu yhn, furcht euch nicht, Sehet, ich verkundige euch grosse freude, die allem volck widderfaren wirt, 11 denn euch ist heutte der heyland geporn, wilcher ist Christus der herre, ynn der stadt Dauid, 12 vnnd das habt zum zeychen, yhr werdet finden das kind ynn windel gewickellt, vnd ynn eyner krippen ligen, 13 Vnnd als bald war da bey dem engel, die menge der hymlischen heerscharen, die lobeten Gott, vnd sprachen, 14 Preys sey Gott ynn der hohe, vnd frid auff erden, vnd den menschen eyn wolgefallen.“

 

 

Das Original ist im VD16 B 4318 verzeichnet

In den letzten Jahrzehnten wurden nur zwei Exemplare des Septembertestamenst im --> Handel angeboten (eines davon ist das Exemplar der Sammlung Schäfer, wo es im VD16 B 4318 noch aufgeführt ist).

Der Preis pro Exemplar 2 Millionen €. Ein Exemplar erwarb ein Privatsammler in Los Angeles, das zweite ging an das Museum in Tokio.

 

In der wandernden Bibelausstellung von Alexander Schick wird daher KEIN Original gezeigt :-) aber dafür eine perfekte Kopie (Faksimile).

 

Originale finden sich in:

  • Bayerische Staatsbibliothek München
  • Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Hofbibliothek Aschaffenburg
  • Landesbibliothek Coburg
  • Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz
  • Bibliothek der Stiftung Deutsches Historisches Museum Berlin (Sigel: B 496)
  • Dresden, Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek
  • Frankfurt/Main, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
  • Freiburg/Breisgau, Universitätsbibliothek
  • Gotha, Forschungsbibliothek
  • Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek
  • Halle, Marienbibliothek
  • Halle, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
  • Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek
  • Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek
  • Worms, Stadtbibliothek

Nachdrucke des Septembertestaments

Text HIER im Original

 

Kaum war bei der Leipziger Herbstmesse im September 1522 Luthers „Neues Testament“ – ohne jeden Hinweis auf den Übersetzer – bei Melchior Lotter d. J. erschienen, ging man in Wittenberg wegen des reißenden Absatzes daran, einen zweiten verbesserten Druck zu publizieren, der noch im Dezember desselben Jahres erschien. Doch praktisch gleichzeitig lag auch schon der erste Nachdruck des Baseler Druckers Adam Petri vor: Er enthielt nicht nur den gesamten Text mit den Kommentaren Luthers; er war auch mit großen und kleineren Bildinitialen am Anfang der einzelnen Bücher sowie Initialen entsprechend der Septemberbibel ausgestattet. Damit wurde die Leistungsfähigkeit des Baseler Druckhauses beeindruckend bewiesen: über den Neusatz hinaus gelang es, aus dem Stand die Ausstattung des Druckes durch die von Holbein d. J. entworfenen Holzschnitte der Initialen künstlerisch zu verbessern, Lücken zu schließen und kleinere Unstimmigkeiten zu korrigieren; allerdings fehlten die Illustrationen der Apokalypse, die in der Septemberbibel durch Lucas Cranach gestaltet worden waren. Insgesamt 12 weitere Nachdrucke erschienen im Folgejahr 1523, von denen nur je eine Ausgabe in Grimma und Leipzig nicht in Süddeutschland entstanden waren, wobei demgegenüber allein in Basel 7, in Augsburg weitere 3 Ausgaben verlegt wurden. 1523 kamen als süddeutsche Druckorte Straßburg und Nürnberg hinzu; 1524, im Jahr der größten Zahl paralleler Bibel(teil)ausgaben, sind in Norddeutschland außerhalb Wittenbergs (8 Ausgaben) nur noch in Erfurt und Leipzig je 1 Druck erschienen, demgegenüber im süddeutschen Raum 36 Ausgaben (Augsburg 8, Basel 9, Hagenau 1, Kolmar 1, Nürnberg 6, Straßburg 8, Zürich 3; zusätzlich o. O. 1).