Zum Tod von Prof. Alan Millard und Prof. Kenneth KitchenZwei grosse Forscher sind in die Ewigkeit abberufen worden![]()
Mit traurigem Herzen müssen wir Abschied nehmen von Prof. Alan Millard (1937-2024) und Prof. Kenneth Kitchen (1932-2025) - zwei außergewöhnlichen Forschern, die die Bibel liebten, wie nur wenige. Das Foto zeigt Prof. Alan Millard rechts und links Prof. Kenneth Kitchen. Das Foto enstand 2005 bei meinem Besuch an der Universität Liverpool im archäologischen Museum.
NACHRUF PROF. MILLARD:
Prof. Alan Millard war ein faszinierender englischer Gentleman, brillanter evangelikaler Wissenschaftler und in seiner bescheidenen Art ein eindrückliches Vorbild des christlichen Glaubens. Bis zu seinem Ruhestand war er Professor für Hebräisch und altorientale Sprachen an der Universität Liverpool. Zuvor hatte er im Britischen Museum gearbeitet und in einer "vergessenen" Schublade voller Keilschrifttafeln den heute berühmten Atrahasis-Epos entdeckt und entziffert. Dem Britischen Museum blieb er Jahrzehnte als Berater für altorientalische Altertümer verbunden. Als Archäologe war er an Grabungen in Syrien, Jordanien und im Irak beteiligt. Besonders am Herzen lag es ihm, dass der „normale“ Gläubige an den Ergebnissen der Forschungen teilhaben konnte. So war er es sich nicht zu schade, popuärwissenschaftfliche Bücher zu verfassen.
Sein Wirkungskreis beschränkte sich durch seine Bücher aber nicht nur auf die englischsprachende Welt. Mit seinen Bildbänden „Schätze aus biblischer Zeit“ und die „Die Zeit der ersten Christen“ (beide Brunnen-Verlag) weckte er bei vielen Lesern - wie auch bei mir -, das Interesse für die biblische Archäologie. Wichtig war es Prof. Millard dabei immer aufzuzeigen, dass die Archäologie nicht die Bibel „beweisen“ kann, dass sie aber die „Kulisse und die Bühneneinrichtung für das Drehbuch Bibel schaffen kann“.
In seinem Buch "Pergament und Papyrus, Tafeln und Ton - Lesen und Schreiben zur Zeit Jesu" zeigte er auf anschauliche und überzeugende Weise, warum wir in unseren Evangelien den authentischen Worten Jesu begegnen können. Sein Anliegen war es, das Wunder der Überlieferung von Gottes Wort dem modernen Menschen lebendig vor Augen zu stellen.
Hier einige der Nachrufe: https://news.liverpool.ac.uk/2024/06/14/obituary-professor-alan-millard/ https://tyndalehouse.com/updates/news/professor-alan-r-millard-1937-2024/
NACHRUF PROF. KITCHEN:
Prof. Kenneth A. Kitchen war Professor und Forscher an der School of Archaeology, Classics and Oriental Studies der Universität Liverpool. Sein Büro hatte er direkt neben dem seines Freundes Alan Millard (siehe oben). Kitchen war (und ist) einer der international anerkanntesten Ägyptologen der letzten Jahrzehnte. Er hat über diesen Bereich hinaus in der Erforschung der Geschichte des Alten Vorderen Orients enorme Verdienste erworben. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine Übersetzung und Kommentierung ägyptischer Hieroglyphen aus der Ramseszeit. Er hat über 200.000 Inschriften veröffentlicht (insgesamt 18 Bände).
Prof. Kitchen war ein Sprachgenie! Er erlernte u.a.: Aramäisch, Koptisch, Elamitisch, Hebräisch, Hethitisch, Hurritisch, Phönizisch, Sumerisch Ugaritisch und auch das antike Süd-Arabisch. Als er in Rio de Janeiro ins Museum ging und dort einige ägyptische Exponate entdeckte, machte er sich daran, diese zu veröffentlichen und lernte dabei nebenbei Portugiesisch!
Als ich ihn vor zwanzig Jahren in Liverpool kennenlernte, erzählte er mir, dass er einen Zettelkasten während seiner aktiven Zeit an der UNI hatte. Immer wenn er ein Argument für die Glaubwürdigkeit des Alten Testaments fand, dann notierte er sich dies. Aus dieser Zettelsammlung sollte dann ein Buch entstehen. Es kam nach seiner Eremetierung 2003 heraus „On the reliability of the Old Testament“ (William B. Eerdmans Publishing). Der Umfang über 600 Seiten!
Auf Deutsch erschien das Werk 2008 unter dem Titel „Das Alte Testament und der Vordere Orient: Zur historischen Zuverlässigkeit biblischer Geschichte“ (Brunnenverlag, Gießen). 2023 erschien die 3. Auflage (mit 726 Seiten!), die ich noch mit bearbeiten durfte. Dieses Werk steht immer griffbereit in meiner Handbibliothek. Eine unglaublicher Schatz und Fundgrube für jeden Bibelgelehrten.
Das Werk von Prof. Kenneth Kitchen kann gar nicht hoch genug gelobt werden. Dem folgenden Urteil kann ich mich nur anschließen: „Kitchen hält fest, dass die Schriften und Inhalte des Alten Testaments weder ausschließlich in der späten Perserzeit entstanden sind noch von Fiktionen handeln. Im Gegenteil: Die biblischen Texte seien in hohem Maße historisch zuverlässig. Kitchen versucht jedoch nicht zu „beweisen, dass die Bibel recht habe […]. Er stellt nicht nur Behauptungen in den Raum, sondern argumentiert aus einer umfassenden Kenntnis der Primärquellen. Kitchen wendet sich im Grunde gegen das negative Glaubens-Vorurteil, aus dem so viel Sachkritik entstanden ist, nämlich dass da, wo theologisch-deutende Geschichtsschreibung auftritt, diese von vornherein unglaubwürdig sein müsse. Die Geschichte werde durch die Schreiber interpretiert, so Kitchen, aber nicht erfunden. Kitchens Werk ist eine Fundgrube.” Leseprobe Kitchen, Das Alte Testament
Prof. James K. Hoffmeier (emeritierter Professor für Altes Testament, Geschichte und Archäologie des Alten Orients an der Trinity Evangelical Divinity School) schrieb in seinem Nachruf: „Professor Kenneth Kitchen war einer der produktivsten Ägyptologen der letzten 50 Jahre, und seine Arbeit zur altägyptischen Chronologie gilt bis heute als Maßstab auf diesem Gebiet. Seine Expertise erstreckte sich jedoch auch auf andere Bereiche des Nahen Ostens. Obwohl ich nie offiziell sein Student war, lernten wir uns 1975 kennen, als ich Doktorand an der Universität Toronto war. Von da an und in den folgenden 50 Jahren war er ein Mentor, der mich zu akademischen Höchstleistungen inspirierte und mir regelmäßig hilfreiche Kritik zu meinen verschiedenen Forschungsprojekten lieferte. Professor Kitchen war ein treuer Freund, der mein Leben durch seinen vorbildlichen christlichen Glauben sowohl akademisch als auch spirituell bereicherte.“
Dem deutschen Publikum war Prof. Kitchen schon 1965 bekannt geworden durch sein Buch „Alter Orient und Altes Testament. Probleme und ihre Lösungen, Aufklärung und Erläuterung“ (Brockhausverlag, Wuppertal).
Sein Vermächtnis ist ein dreibändiges Werk zusammen mit Dr. Paul J. N. Lawrence: „Treaty, law and covenant in the Ancient Near East“ (Harrassowitz, Wiesbaden 2012). Beide Autoren zeigen auf, wie Verträge und Bundesschlüsse in der Antike gestaltet waren. Die umfangreichste Sammlung dieser Art zeigt, wie man die Berichte im Alten Testament über Verträge und Bundesschlüsse als historisch korrekt ansehen muss. Leseprobe von „Treaty, law and covenant in the Ancient Near East“
Prof. Kitchen lebte in einfachen Verhältnissen, hatte kein Internet (kein Virus kann meine Arbeit zerstören, so Kitchen) oder Kühlschrank (seine Milch bekam er täglich frisch geliefert) aber dafür mehr als 20.000(!) Bücher. Schriftliche Anfragen sammelte und beantwortete er. Nach seinem Tod wurden 60.000 Anfragen (er hatte sie nummeriert) in seinem Nachlass gefunden. Die letzten vier Jahre seines Lebens musste er in einer Pflegeinrichtung verbringen. Sein Gesundheitszustand stoppte jä seine Arbeit.
Nachruf auf Prof. K. Kitchen vom Tyndale House Nachruf der Univerity of Liverpool Nachruf Egypt Exploration Society
Nun dürfen beide sehen, was sie geglaubt haben. Ich stehe tief in ihrer Schuld und danke für ihre Prägung. Zwei ganz Große sind von uns gegangen. Dankt dem HERRN, dass ER sie uns gegeben hat!
„Gedenkt eurer Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt dem Beispiel ihres Glaubens“ (Hebräer 13,7).
Alexander Schick, www.bibelausstellung.de |