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Die Bedeutung der Textfunde für das Neue Testament

5750 Handschriften des Neuen Testaments sind in griechischer Sprache erhalten (viele als Fragmente / Teilstücke). Besondere Bedeutung haben dabei über 50 Papyri aus der Zeit des 2. bis 4. Jahrhunderts nach Christus, die sehr nah an die Originalschriften des Neuen Testaments heranreichen, wie der Chester Beatty Papyrus P46 (spätes 2./frühes 3. Jh. n. Chr).

 

Alle diese Papyrusfunde sind natürlich für die Textforscher sehr wichtig, die den ursprünglichen Text des griechischen Neuen Testaments rekonstruieren, wobei es auf jeden einzelnen Buchstaben ankommt. Die Arbeit an diesen Texten zeigt, dass es bei Fragen des originalen Wortlautes reiche neue Detailerkenntnisse gibt, die immer wieder bei Bibelrevisionen Eingang in die Bibelübersetzungen finden. Doch die inhaltliche Botschaft des Neuen Testaments blieb genauestens überliefert. Wir bekommen in den alten Handschriften kein neues Jesusbild vermittelt! Einer der Spezialisten für die antiken Papyri, der amerikanische Professor Philip Wesley Comfort, urteilte: »Egal, welche Differenzen im Wortlaut in diesen frühen Handschriften existieren …, die frühen Christen, die diese Handschriften besaßen, lasen dieselbe grundlegende Botschaft über den Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes, der am Kreuz für die Vergebung der Sünden starb und auferstand, um allen das Leben zu geben, die an ihn glauben«. (Comfort, Early Manuscripts, S. XV).

 

Die Funde widerlegen auf das Eindrücklichste all die unsachlichen und unwahren Behauptungen, dass angeblich Kaiser Konstantin das Neue Testament verfälschen ließ (so Dan Brown im Da Vinci Code / Sakrileg). Genau das Gegenteil ist der Fall! All die vorgestellten Funde liefern den materiellen Textbeweis, dass solche Thesen völlig falsch und aus der Luft gegriffen sind auch wenn sie immer wieder ein starkes mediales Echo hervorrufen - "aber dies ist kein Wunder, da viele Leute von einer solchen religiösen Ahnungslosigkeit sind, dass sie jeden Blödsninn glauben", so der Qumranforscher Professor Claus-Hunno Hunzinger.

 

Fakt ist: Zur Zeit Konstantins hatten die Handschriften der Evangelien jeden Winkel des römischen Reiches erreicht. Etwa die Hälfte von den heute 118 bekannten Papyri stammen aus der Zeit vor Konstantin! Sie sind »in mehr als zwanzig Bibliotheken von Jerusalem bis Kairo, von Oxford bis Cambridge, von Berlin bis Ann Arbor, von Dublin bis Köln erhalten, und in keinem von ihnen gibt es auch nur den geringsten Hinweis auf redaktionelle Änderungen«. (Thiede, Der unbequeme Messias, S. 129) »Die Legende von der kirchlichen Zensur beruht auf dem Wissensstand des 19. Jahrhunderts«. (Finger, Jesus – Essener, Guru, Esoteriker?, S. 91)

 

Die Evangelien sind besser bezeugt als jedes andere Werk der antiken Weltliteratur und dennoch wird das Neue Testament oft mit einer extremen Skepsis betrachtet. Ich kann dem verstorbenen  Professor Frederick F. Bruce nur zustimmen, wenn er schreibt: »Wir haben viel mehr Unterlagen für die neutestamentlichen Schriften als für die meisten Schriften klassischer Autoren, deren Echtheit anzuzweifeln niemandem einfallen würde. Wäre das Neue Testament eine Sammlung von weltlichen Schriften, so wäre seine Echtheit im Allgemeinen über allen Zweifel hoch erhaben … Es gibt nun einmal Menschen, die ein ›heiliges‹ Buch ipso facto mit Argwohn betrachten und viel mehr Bestätigung für seine Echtheit verlangen, als sie je für ein gewöhnliches, weltliches oder heidnisches Schriftstück fordern würden«. (Bruce, Das Neue Testament, S. 19)

 

Ein Vergleich zwischen den Schriften des Neuen Testaments und anderer bedeutender antiker Literatur zeigt die einzigartige Stellung der Heiligen Schrift: Bei den antiken griechischen Schriftstellern beträgt der Abstand zwischen Autor und erhaltener Handschrift in der Regel 1000 Jahre!! Die älteste vollständige Handschrift des berühmten Homer stammt sogar erst aus dem 12. Jahrhundert (Abstand 2000 Jahre)!

 

Beim Neuen Testament hingegen beträgt der Abstand zwischen Abschrift und Original nur wenige Jahrzehnte, wie im Falle des Johannesevangeliums und des ältesten Belegs des Neuen Testaments, des P52 von 100 bis 125 n. Chr.