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Die Künstler in der Kutte - nur mit Federkiel und Pergament ausgerüstet ...

Die „Künstler in der Kutte“ haben in den Schreibstuben der Klöster wahre Kunstwerke geschaffen und der Welt einmalige Handschriften hinterlassen. Diese unbezahlbaren Manuskripte liegen heute in der Schatzkammer und Museen der Welt. Als Faksimiles (= ähnlich machen) präsentiert die Bibelausstellung Sylt in Zusammenarbeit mit den Faksimileverlagen besonders wichtige Zeugnisse der Mönche.


Als Material wurde Pergament verwandt, das aufwendig zubereitet werden musste. Für eine Bibel brauchte man eine Vielzahl von Pergamentbögen, denn eine Bibel „passt ja auf keine Kuhhaut!“ Das Schreiben was sehr mühsam, wie eine Klage aus dem 8. Jh. zeigt:

 

"O beatissime lector, lava manus tuas et sic librum adprehende . . . "


"O glücklichster Leser, wasche Deine Hände und fasse so das Buch an, drehe die Blätter sanft, halte die Finger weit ab von den Buchstaben.
Der, der nicht weiß zu schreiben, glaubt nicht, dass dies eine Arbeit sei. O wie schwer ist das Schreiben: es trübt die Augen, quetscht die Nieren und bringt zugleich allen Gliedern Qual.

Drei Finger schreiben, aber der ganze Körper leidet!"

 

Sie können die Herstellung einer Handschrift in diesem --> VIDEO sehen,

Besuch im --> Scriptorium

 

Die erste indogermanische Bibel ist die Übersetzung des Gotenbischofs Wulfila von 350 n. Chr. Der CODEX ARGENTEUS aus dem 5./6. Jh. ist eine Prachtabschrift dieser GOTENBIBEL in silberner Schrift auf Purpur.


Auch der CODEX PURPUREUS ROSSANENSIS (550 n. Chr.) ist ein Purpurhandschrift. Purpur war die Farbe der Könige und Kaiser. Zu den berühmtesten und wertvollsten Handschriften des Mittelalters gehört das EVANGELIAR HEINRICH DES LÖWEN (12. Jh.). Bei der Herstellung wurden 5kg Gold (!) verarbeitet.
Die älteste deutsche Prachthandschrift ist die WENZELSBIBEL (1389). Ebenso wunderschön die OTTHEINRICH BIBEL (1425) – beide im besonders großen Format. Solche prachtvoll illuminierten Handschriften waren nur für Kaiser und Könige erschwinglich.


Mit der Gründung der Bettelorden (Franz von Assisi) änderte sich die Gestalt der Bibeln. In Paris entstanden um 1250 die sog. PERLBIBELN. Ihre Schrift ist so klein, wie eine Flussperle. Diese kleinen Bibeln konnten gut auf Missionsreise mitgenommen werden. Zur leichteren Auffindung von Bibelstellen wurde im 13.Jh. zudem die Kapiteleinteilung eingeführt.

 

Die ARMENBIBELN sind eine Art „Comic“, die Bibel für die „Armen im Geiste“. Ein Bild aus dem Neuen Testament ist jeweils von zwei `typologischen` Bildern aus dem Alten Testament eingerahmt.


Der Text der westlichen Bibeln ist Latein – die sog. VULGATA, die der Kirchenvater Hieronymus im 4. Jh. n. Chr. in Bethlehem geschaffen hatte.