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Mainzer Evangeliar um 1250

Das goldene Evangelienbuch aus Aschaffenburg

Mainzer Evangeliar um 1250

Hofbibliothek Aschaffenburg

 

Das Mainzer Evangeliar ist eine der bedeutendsten und schönsten Handschriften des 13. Jahrhunderts und gilt als eines der wichtigsten Zeugnisse der deutschen frühgotischen Buchmalerei. Es entstand um 1250 und war für den Gebrauch in der Mainzer Domliturgie bestimmt. Die Handschrift auf kostbarem Kalbspergament ist derart reich mit Gold und Silber ausgestattet und künstlerisch so prachtvoll und meisterhaft gestaltet, dass man als Auftraggeber den damaligen Erzbischof des wohlhabenden und einflussreichen Bistums Mainz vermutet. Nur ein kleiner Personenkreis konnte solch eine luxuriöse Prachthandschrift in Auftrag geben.

 

Das Evangeliar ist in Goldtinte geschrieben und wird daher als Codex Aureus (auf Deutsch: Goldenes Buch) bezeichnet. Die 71 zum Teil ganzseitigen Miniaturen sind auf Goldgrund aufgemalt. Diese Kostbarkeit war seit 1250 Teil des Mainzer Domschatzes und gelangte im Zuge der Säkularisation 1803 in die Hofbibliothek im unterfränkischen Aschaffenburg. Dort wird das Buch noch heute wie ein Schatz gehütet.

 

Was ist ein Evangeliar?

Die Evangelien enthalten die Berichte, wie Jesus Christus gelebt, gewirkt, gestorben und wieder auferstanden ist. Für den Gottesdient wurden die Evangelien zusammengefasst. Solch ein Kompendium bezeichnete man als Evangeliar.  Es war einfacher zu handhaben als eine komplette Bibelausgabe. Sogenannte Evangelistare wiederum  enthalten aus den Evangelien nur die Textabschnitte, die für die Lesung an den Sonn- und Feiertagen des Kirchenjahres bestimmt waren. Die lateinischen Evangelientexte fußen auf der VULGATA, der Übersetzung durch Hieronymus im 4. Jh. n.Chr.

 

Die im Spätmittelalter mit hoher Kunstfertigkeit und großem materiellen Aufwand gefertigten Evangelienbücher waren Schätze, deren schiere Präsenz Macht und Status des Auftraggebers bewies. Die Mönche, die solche prachtvollen Handschriften schufen, waren wahre „Künstler in der Kutte“, und dieses goldene Mainzer Evangeliar ist nicht nur „Balsam für die Augen“ und gilt in der europäischen Kultur-geschichte als meisterhaftes Werk.

 

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