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1565 - Feyerabend-Bibel aus Frankfurt

 

Feyerabend-Bibel

Frankfurt 1565

 'Biblia, Das ist die ganze heylige Schrifft Teutsch. Sampt angehenckter Erklärung aller Hebraischer/ Chaldaischer/ Griechischer und Lateinischer Namen vnd Wörter/ so in der Bibel begriffen/ Mit einem neuen Register/Summarien über alle Capitel/vnd schönen Figuren'

Gedruckt von Georg Rab I, Weigand Han und Sigmund Feyerabend und illustriert von Jost Amman in Frankfurt/Main im Jahre 1565

 

Seit Luthers Tod 1545 hüteten die Wittenberger Bibeldrucker über den Luthertext. Der Text nach der Ausgabe letzter Hand von 1545 sollte unverfälscht gedruckt werden. Doch ab 1559 entstand eine ernsthafte Konkurenz in Frankfurt am Main.

 

1559 gründete Sigmund Feyerabend (1528-1590) ein Verlagsunternehmen, das in kürzester Zeit sehr erfolgreich werden sollte. Feyerabend war ein gelernter Formschneider. D.h. er verstand es, die Vorzeichnungen für die Holzschnitte in den Holzstock zu schneiden. Zusammen mit den Druckern Georg Rab und Weigand Han gründete Feyerabend ein Drucker-Konsortium.

       Wikipedia bezeichnet ihn als einen "skrupellosen Geschäftsmann, der in mehrere Prozesse verwickelt war, teils wegen unerlaubter Nachdrucke, teils weil er kaiserliche oder städtische Privilegien nicht beachtete. Am 23. November 1564 wurde er für fünf Tage in einem Turm der Frankfurter Stadtbefestigung inhaftiert, weil er die Newen Zeitungen den Türkischen Absagebrief an die Römische Keyserliche Majestät betreffend ohne Konzession des Rates in Umlauf gebracht hatte".

       

     1560 hatte Feyerabend einen von Virgil Solis aufwendig illustrierten Nachdruck der Lutherbibel herausgebracht, der ein großer Verlagserfolg werden sollte. Fast jährlich folgten Neuauflagen dieser Bibel, die zu ernsten Gefahr für die Wittenberger Bibeldrucker wurde. Feyerabend versuchte mit allen Mitteln Druckprivilegien in den verschiedenen deutschen Territorien zu erlangen. Die Wittenberger allerdings wehrten sich mit aller Kraft, als sie ihre Marktanteile schwinden sahen. Sie konnten ihr Privileg im Kurfürstentum Sachsen verteidigen und 1564 verbot Herzog August von Sachsen den Verkauf der Frankfurter Feyerabend-Bibeln auf der Leipziger Buchmesse.

 

    Ab 1564 brachte Feyerabend seine Bibel mit neuen Illustrationen heraus. Im Vorwort schreibt er über die Abbildungen, es seien „gantz neuwe, schöne, künstliche (wie denn ein so edel theuwer Werck desselben wohl wehrt) zurichten lassen, durch welche wir sonderlich dem gemeinen Mann, und der lieben Jugend, die Historien desto eigentlicher und verstendiger für die augen stellen und eynbilden haben wöllen.“

 

   Diese neuen so angepriesenen Holzschnitte stammten von Jost Amman (1539-1591). In den folgenden Jahren sollte er der beliebteste Buchillustrator Deutschlands werden. 144 Holzschnitte steuerte Amman zu der Feyerabend-Bibel bei. Kunstexperten urteilen über diese Illustrationen: "Die tiefe Verbundenheit des Künstlers mit dem Text offenbart sich besonders im Alten Testament auf Schritt und Tritt. Es ist ein echtes Suchen nach konkreter Vorstellung der heiligen Geschichte, die turmhoch über dem hohlen Pathos der späteren Bibelillustration steht. Die von Jost Ammans Künstlerhand selber geschnittenen Bilder... gehören zu den besten Bibelillustrationen, die uns der alte Protestantismus hinterlassen hat."

 

   Bereits eine Jahr später (1565) erfolgte ein Nachdruck dieser Bibel. Weitere Ausgaben der Folio-Bibel erschienen 1569, 1570, 1577, 1580 und 1583. Diese "Amman"-Bibeln wurden für Feyerabend ein  mehr als einträgliches Geschäft.

 

Was war so besonders an den Illustrationen?

 

Die Wittenberger Lutherbibeln hatten keinen Illustration der Evangelien. Lediglich Portraits der vier Evangelisten waren enthalten. Die Feyerabend-Bibeln aber brachten erstmals auch Abbildungen zu den Evangelien. Das war neu und die Bilder waren kämpferisch!

 

Aber vor allem mit den Bildern wurde die kaholische Kirche vehement bekämpft. Zu Recht urteilt die Lippische Landesbibliothek über diese Bibel: "Und nicht nur die Offenbarungsbilder haben, wie schon in Luthers Septembertestament von 1522, zeitgeschichtliche Bezüge – auch die Evangelienbilder beziehen drastisch Stellung in dieser Zeit der Gegenreformation und der innerprotestantischen Glaubenskämpfe. So zeigt Ammans Illustration zum Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Luk. 10, 25-37) den Priester, der an dem Überfallenen vorbeigeht, als einen Brevier lesenden Benediktinermönch und den Leviten, der auch nicht hilft, als einen katholischen Prälaten im Talar, den barmherzigen Samariter aber als einen heidnischen Türken. Und der Holzschnitt zum Gleichnis vom guten Hirten und dem Schafstall als Reich Gottes (Joh. 10, 1-30) zeigt unter den Dieben und Räubern, die anders als durch Christus ins Reich Gottes zu kommen trachten, einen Benediktinermönch, der eine Latte aus der Stallwand herausreißt, und einen reformierten Geistlichen, der mit einer Leiter über das Dach hineinzugelangen versucht".

 

Eindeutig eine protestantischen Bibel!

 

VD 16 B 2760

 

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Digital den Nachdruck von 1570 durchblättern --> HIER <--

 

Artikel über das Wirken Feyerabends