Kopfbild

Neues Testament von Hieronymus Emser 1527

die katholische Antwort auf Luthers Übersetzung des Neuen Testaments

Foto: Exemplar der Bibelsammlung der Württembergische Landesbibliothek Stuttgart mit freundlicher Genehmigung der Direktoren Dr. Eberhard Zwink, Dr. Christian Hermann

 

 

 

Erste Ausgabe des Neuen Testaments

von Hieronymus Emser von 1527

 

Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen bewerten text / corrigirt / und widerumb zurecht gebracht gedruckt in Dresden 1527

 

Direkt nach Erscheinen von Luthers Übersetzung des Neuen Testaments hatte Herzog Georg (reg. 1500–1539) die Verbreitung des Neuen Testaments verbieten lassen (siehe sein Mandat). Sein Sekretär und Hofkaplan Hieronymus Emser (1478–1527) wurde mit einer öffentlichen Kritik beauftrag, die 1523 in Leipzig erschien: »Auß was gruend vnnd vrsach Luthers dolmatschung vber das nawe Testament dem gemeine(n) man billich vorbotten worden sey«

 

1527 erschien dann die Ausgabe des Neuen Testaments von Emser. Der größte Witz ist, dass dieses Neue Testament im Auftrag des Herzog Georgs von Sachsen erschien, der das Neue Testament von Luther ja vor allem wegen der Papstkritischen Bilder (Teufel trägt die Tiara des Papstes) verboten hatte. Beim Druck des Emser-Testamentes versuchte man die Käufer auch noch optisch zu täuschen, indem man es in der Größe des September-Testamentes druckte. Von Lukas Cranach wurden sogar die Holzschnitte abgekauft mit der er das September-Testament illustriert hatte.

 

Der Textvergleich Apostelgeschichte 2, 4 zeigt, wie Emser Luther abgekupfert hat!

 

Emser 1527:
»Vnd sie wurden alle vol des heyligen geystis / vn(d) fiengen an zu reden mit mancherley zungen / nach dem der geyst yn gab aus zusprechen.«

 

Luther September 1522:
»vnd wurden alle voll des heyligen geysts / vnnd fiengen an zu predigen mit andern zungen / nach dem der geyst yhn gab auß zu sprechen.«

 

Luther urteilte über Emser: Er „nahm für sich mein Neu Testament fast von Wort zu Wort wie ich’s gemacht habe, und tat meine Vorrede, Glosse und Namen davon, schrieb seinen Namen, Vorrede und Glosse dazu, verkaufte also mein Neu Testament unter seinem Namen…“ (Sendbrief vom Dolmetschen)

 

Im Original-Wortlaut liest sich der gesamte Abschnitt so:

„Den<n> wir haben ja gesehe<n> den Sudler zu Dresen / der mein New Testament gemeistert hat (ich wil seinen namen yn meinen büchern nicht mehr nennen / So hat er auch nun seinen richter [Hieronymus Emser war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. A.S.] / vnd ist sonst wol bekandt) der bekennet / das mein deutsch susse vnd gut sey / vnd sahe wol / das ers nicht besser machen kundt / vn<d> wolt es doch zu schande<n> machen / for zu / vnd nam fur sich mein New Testament / fast von wort zu wort / wie ich gemacht habe / vnd thet meine vorrhede / gloß vnd namen dauon / schreib seinen namen / vorrhede vnd gloß dazu / verkaufft also mein New Testament vnter seinem namen...“ (vgl. Ein sendbrieff D. M. Luthers. Von Dolmetzschen vnd Fürbit der heiligenn. M. D. XXX. -> Seite 7 in der Digitalausgabe).

 

Durch die Ausgabe von Hieronymus Emser wurde Luthers Übersetzung auch unter der Altgläubigen (Katholiken) verbreitet, das muss sogar Luther im Sendbrief vom Dolmestchen feststellen:

»Ich bin froh, dass meine Arbeit (wie auch Paulus rühmt) auch durch meine Feinde gefördert und des Luthers Buch ohne Luthers Namen unter seiner Feinde Namen gelesen werden muss: Wie könnte ich mich besser rächen?«

 

Auf Emsers Neues Testament nimmt Luther auch in seinem Brief an Heinrich V. von Mecklenburg (1529) Bezug:

»Wiewol ich nuo des Emsers testament dem text nach wol leiden mag, als der fast gantz und gar mein text ist, und auch mir abgestolen ist[e] von wort zu wort. Aber seine gifftige zusetze, gloßen und annotation, aus seinem neydischen kopff mir zu verdries hinzu gethan, ...« (vgl. Brief Martin Luthers vom 27. November 1529 ).

 

 

 

Hier ein weiterer Textvergleich Lukas 6, 45:

 

Vulgata (4. Jh.):

»Bonus homo de bono thesauro cordis sui profert bonum et malus homo de malo profert malum ex abundantia enim cordis os loquitur.«

 

Mentelin (1466):

»Der guot mensch von den guoten schatz seins hertzen fuorbringt er das guot: und der boeß mensch von den boesen schatz seins hertzen fuorbringt er daß boeß. Wann von der begnuogsam des hertzen redt der mund.«


Zainer (1475):

»Der guot mensch von dem guoten schatz seins hertzen fuorbringt er dz guot und der boeß mensch von den boeßen schatz seins hertzen fuorbringt er das boeß. Wann von der uberflußigkeit des hertzens redt der mund.«


Luther (1522):

»Eyn gutter mensch bringt gutts erfur, aus dem guttem schatz seynes hertzen und eyn boßhafftiger mensch bringt boses erfur, aus dem boßen schatz seynes hertzen, denn wes das hertz voll ist, des geht der mund uber.«

 

Emser (1527):

»Eyn gutter mensch bringt guts erfuor, aus dem guten schatz seynes hertzen, und eyn boeßhafftiger mensch bringt boeses herfur, aus dem boesen schatz seynes hertzen, denn aus.«

 

 

Die Bibelausstellung Sylt zeigt ein eigens für uns angefertigtes Faksimile nach dem Original (Foto) aus der Bibelsammlung der Württembergischen Landesbibliothek

 

Bei Google kann man durch ein digitalisiertes Exemplar blättern

 

Helfen Sie bitte mit, ein völlig kaputtes Exemplar dieser Ausgabe zu retten!

Infos --> HIER <--