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1588 - Die lutherische Kampfschrift gegen die Neustadter Bibel

Warnung vor der zur Neustadt nachgedruckten, verfälschten und mit calvinistischer Gotteslästerlicher Lehr beschmeißten Bibel

 

Kampf um die reformierten Bibelausgaben!

 

Die Reaktion von lutherische Seite auf die reformierte Bibelausgabe aus Neustadt war heftig! 1588 erschien eine Streit- und Schmähschrift von Jakob Andreä, dem Kanzler der Tübinger Universität, unter dem Titel: „Christliche/ Trewhertzige Erinnerung/ vermanung vnd warnung/ vor der zur Newenstatt an der Hart nachgetruckten/ verfälschten/ vnd mit Caluinischer Gottslästerlicher Lehr beschmeißten Bibel D. Martin Luthers.“ Darin beschimpfte er das Werk des David Pareus als „Erzbubenstück“ und „calvinistische verdammte Ketzerei.“ Es würden Irrtümer verbreitet und Luthers heilsame Lehre „ausgekratzt.“ So nennt er die Ausgabe eine mit des „Teufels Kot beschmeißte Bibel“ (Lesen Sie diese Schrift --> HIER<--).

 

 

David Paräus wehrte sich mit einer 1589 erschienenen Gegenschrift: „Rettung Der zur Newstatt an der Hardt/ durch Matthaeum Harnisch/ Anno LXXXVII/ gedruckten Teutschen Bibel/ wider D. Iacobi Andreae newlich dawider auß gesprengte vnuerschämbte Lesterungen: Sampt Nothwendigem Gründtlichem Bericht/ von den XVI. gedachter Bibel/ vnd Churfürstlichen Pfaltz Kirchen fälschlich zugelegten/ Jrrthumben“ (Lesen Sie diese Schrift --> HIER<--).

 

Dabei betonte Paräus, dass er ja Luthers Übersetzung unverändert übernommen habe. Er verstehe unter „Luthers Bibel“ alleine die Übersetzung von Martin Luther. Er wies daher die Vorwürfe Andreäs als haltlos zurück.

 

Doch noch ein Lutheraner griff in die Debatte ein. Der Tübinger Pfarrer Johann Georg Sigwart wiederholte 1590 in seiner Kampfschrift zwar die Argumente von Jakob Andreä aber bot keine neuen Gegenargumente: „Antwort Auff die nichtige vnnd krafftlose Rettung M. Dauid Paraej, eines Caluinischen Lehrers zu Heidelberg: betreffend die zur Newenstatt an der Hart, Anno 1587. nachgetruckte, verfälschte, vnnd mit Caluinischen Lehren beschmeißte Teutsche Bibel D. Martin Luthers; Sampt Notwendigem gründtlichem Bericht, von den fürnembsten Caluinischen Irrthumben, so in ermelte Bibel D. Luthers allbereit einlosiert worden“ (Lesen Sie diese Schrift --> HIER<--).

 

Für Sigwart war Pareus kein Reformator sondern ein „Deformator“.

 

Nun veröffentlichte noch einmal David Paräus eine Antwortschrift: „Sieg der Newstädtischen Teutschen Bibel: Wider D. Johan Georg Siegwarts Pfarrers zu Tübingen, in seiner, auff M. Dauid Parei wolgegründte Rettung, vermeinten Antwort, newlich widerholete, vnd weiland von D. Jacob Andreae seinem Principal, wider ermelte Bibel außgesprengte gifftige Landlügen: Von verfälschung der Teutschen Bibel D. Martin Luthers“ (Lesen Sie diese Schrift --> HIER<--).

 

Diese Schrift erschien 1592 in einer 2. Auflage und war der letzte schriftliche Schlagabtausch in Sachen Neustadter Bibel. Die Lutheraner warnten von den Kanzeln vor dieser Neustadter Bibel und brachten 1590/91 eine Gegenbibel in Tübingen heraus. Doch damit machten Sie die Neustadter Bibel nur noch bekannter. Bald kannte man diese reformierte Bibel mit dem Luthertext weit über die Pfalz hinaus.

 

Der Streit erfuhr jedoch noch Jahrhunderte später einen Widerhall, denn für die Katholiken war der Zwist unter den Evangelischen eine wahre Freude. So schrieb ein katholischer Protagonist 1733 in: „Höchst- Billig- Und Gründliche Antwort Auff Die Unbillig- Und Grundlose Klagen Der Un-catholischen Herren, Prediger, Lehrer Und Scribenten“: „Da siehe Catholischer Leser, wie diese Neuevangelischen Apostel einander bei ihrer Bibel ... raufen“ (Lesen Sie die Schrift -->HIER<--). So Unrecht hatte er gar nicht ...