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1541 Die ganze Bibel auf Schwedisch

Biblia: thet är all then Helgha scrifft på swensko - Luther auf Schwedisch!

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Biblia: thet är all then Helgha scrifft på swensko

Uppsala, Jürgen Richolff d. Jüngere, 1540-41

 

Erste Ausgabe der ersten schwedischen Vollbibel, veranlasst von König Gustav I. Wasa und nach diesem so benannt.

 

(Text teilweise aus dem Auktionskatalog von Kiefer)

 

Schweden war erst seit 1523 von Dänemark unabhängig geworden. Gustav I. Wasa (1496-1560) wurde auf dem Reichstag von Västerås 1527 an Stelle des Papstes zum Oberhaupt der schwedischen Staatskirche bestimmt. Dies führte zu Spannungen mit Rom, die bei der Einsetzung von Laurentius Petri - dem Bruder von Stockholms Reformator Olaus Petri - zum ersten evangelischen Erzbischof von Upsala kulminierten und zum Bruch mit Rom führten.

 

Die Reformation breitete sich danach in Schweden rasch aus, ab 1531 wurde in den Kirchen auf Schwedisch gepredigt. In diesem Zusammenhang steht der Auftrag des Königs an Olaus und Laurentius Petri sowie Laurentius Andreae, die ganze Bibel ins Schwedische zu übertragen. Zuerst wurde 1526 das Neue Testament übersetzt und herausgebracht, 1541 folgte dann die vorliegende Vollbibel, die sich eng an Luthers Bibelübersetzung hielt.

 

Der Hauptteil der Übersetzungsarbbeit wurde von Laurentius Andreae (um 1470 - 1552) gemacht, der auf dem Reichstag von Strängnäs 1523 Gustav Wasa zum schwedischen König ausgerufen hatte, dessen Sekretär er danach wurde, mit dem er sich aber bald überwarf.

 

Diese Übersetzung war für die Normatierung der schwedischen Sprache von allergrösster Wichtigkeit. Erst mit ihr gelang es, eine verbindliche Rechtschreibung in Schweden durchzusetzen.

 

Die Gustav-Wasa-Bibel ist das umfangreichste im 16. Jh. in Schweden gedruckte Buch. Als Drucker hatte man den Lübecker Jürgen Richolff (1494-1573) berufen, der bereits 1526 das Neue Testament gedruckt hatte. Richolff kam einzig für diesen gewaltigen Druckauftrag nach Schweden zurück; die Drucklegung erstreckte sich über die beiden Jahre 1540-1541.


 

Die Abhängigkeit von der Lutherübersetzung ist eindeutig! Die Vorreden Luthers finden sich zu großen Teilen in der Gustav-Vasa-Bibel wieder und auch in der Typografie sieht man die Orientierung an Luther! Im Inhaltsverzeichnis (siehe mittlere Bild) erscheinen die Briefe an die Hebräer, Jakobus (stroherne Epistel von Luther genannt), Judas, sowie die Offenbarung des Johannes quasi als „Ahängsel“ an die anderen Bibelbücher. Sie haben keine Nummerierung! Das ist ganz typisch für die Ausgaben von Luther aber auch den vielen Nachdrucken und darauf basierenden Übersetzungen in die Fremdsprachen. Luthers Bibelkritik wurde (leider) gleich mit übernommen.

 

In der allgemeinen Vorrede zum Alten Testament geben die schwedischen Übersetzer Rechenschaft über ihre Arbeit. Sie hätten die Übersetzung gemacht: „Gott zur Ehre und den armen einfältigen Christen hier im Reich zu Dienst, die Lust und Liebe zu Gottes Wort haben, aber doch im Lateinischen oder einer anderen Sprache, in der die Heilige Schrift geschrieben ist, nicht so erfahren sind, dass sie daraus einen gewissen Grund nehmen können“ (zitiert nach "Die schwedischen Bibelausgaben der Reformationszeit", S. 93 download).

 

Die Gustav-Vasa-Bibel ist das größte gedruckte Werk Schwedens im 16. Jahrhundert mit 762 Blätter. Die vielfältigen Holzschnitte kommen zumeist aus Deutschland (so von Georg Lemberger und Nachschnitte von Werken von Lukas Cranach). Sie blieb bis 1917 ohne nenneswerte Veränderungen die schwedische Kirchenbibel (allerdings werden ab 1633 Luthers Vorreden nicht mehr mit abgedruckt).

 

Die Bibel gilt als typographisches Meisterwerk. Der Bildschmuck der Bibel ist von Georg Lemberger nach Vorlagen von Lucas Cranach d. Ä. gemacht.

 

Diese Gustav-Vasa-Bibel ist von grosser Seltenheit. Der Swedish Union Catalogue weist einzig 14 Exemplare in öffentlichen schwedischen Bibliotheken nach.

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Biblia suecica. - (Biblia: thet är all then Helgha scrifft på swensko). Fragment. 4 Tle. in 1 Bd. (Uppsala, G. Richolff, 1540-41). Fol. (29:19,5 cm). Mit mehreren Textholzschnitten. Num. Bl. 68-123 (statt 123); 1 nn., 158 num., 2 w. Bl.; 78, 140 num.; 89 num., 5 w., 65 (statt 165) num. Bl. Hldr. d. 19. Jh., berieben (2018).

 

Geschichte der schwedischen und dänischen Bibel —> HIER

 

Einen ausgezeichneten Artikel von Dr. Jürgen Quack zum Thema: "Die schwedischen Bibelausgaben der Reformationszeit" kann man hier downloaden

 

Die Gustav-Vasa-Bibel 1541 digital durchblättern --> HIER

 

Beschreibung von Lottissimo 

[Biblia,: Thet är all then Helgha scrifft på swensko. 6 Teile in einem Band. Upsala, Jürgen Richolff d. Jüngere, 1540-1541]. Fol. 716 foliierte Bl. (statt 760 Bl.; ohne die ersten sechs Blätter Präliminarien, 107 Bl. [statt123 Bl.; B3-6, C1-5, D-E6, F1-2und 5-6, G-T6, V1-2 und 5-6, X4], 158 Bl. [Aa-Zz6, aa-bb6, cc8]; 78 Bl.[AA-NN6]; 138 Bl. [statt 140 Bl., Aaa-Kkk6, Lll1-2 und 5-6, Mmm-Yyy6, Zzz8], 88 Bl. [statt 90 Bl., Aaa-Ooo6, PPp1-2 und 4-5], 147 Bl. [statt 165 Bl.; A-Z6, Aa6, Bb1-5]). Mit 14 ganzseitigen Holzschnitten, 15 halbseitigen und 7 viertelseitengrossen Textholzschnitten (statt ?). Halblederband d. 19. Jhs. mit goldgeprägtem Rückentitel und etwas ornamentaler Rückenvergoldung. (Berieben). Collijn, I. Sveriges bibliografi intill år 1600, S. 88. Darlow-Moule 8808. Erste Ausgabe der ersten schwedischen Vollbibel, veranlasst von König Gustav I. Wasa und nach diesem so benannt. Schweden war erst seit 1523 von Dänemark unabhängig geworden. Gustav I. Wasa wurde auf dem Reichstag von Västerås 1527 an Stelle des Papstes zum Oberhaupt der schwedischen Staatskirche bestimmt. Dies führte zu Spannungen mit Rom, die bei der Einsetzung von Laurentius Petri - dem Bruder von Stockholms Reformator Olaus Petri - zum ersten evangelischen Erzbischof von Upsala kulminierten und zum Bruch mit Rom führten. Die Reformation breitete sich danach in Schweden rasch aus, ab 1531 wurde in den Kirchen auf Schwedisch gepredigt. In diesem Zusammenhang steht der Auftrag des Königs an Olaus und Laurentius Petri sowie Laurentius Andreae, die ganze Bibel ins Schwedische zu übertragen. Zuerst wurde 1526 das Neue Testament übersetzt und herausgebracht, 1541 folgte dann die vorliegende Vollbibel, die sich eng an Luthers Bibelübersetzung hielt. Der Hauptteil der Übersetzungsarbbeit wurde von Laurentius Andreae (um 1470 - 1552) gemacht, der auf dem Reichstag von Strängnäs 1523 Gustav Wasa zum schwedischen König ausgerufen hatte, dessen Sekretär er danach wurde, mit dem er sich aber bald überwarf. Diese Übersetzung war für die Normatierung der schwedischen Sprache von allergrösster Wichtigkeit. Erst mit ihr gelang es, eine verbindliche Rechtschreibung in Schweden durchzusetzen. Die Gustav-Wasa-Bibel ist das umfangreichste im 16. Jh. in Schweden gedruckte Buch. Als Drucker hatte man den Lübecker Jürgen Richolff (1494-1573) berufen, der bereits 1526 das Neue Testament gedruckt hatte. Richolff kam einzig für diesen gewaltigen Druckauftrag nach Schweden zurück; die Drucklegung erstreckte sich über die beiden Jahre 1540.-1541. Die Bibel gilt als typographisches Meisterwerk. Der Bildschmuck der Bibel ist von Georg Lemberger nach Vorlagen von Lucas Cranach d. Ä. gemacht. Kein gutes Exemplar. Es fehlen 44 Blätter ganz, insbesondere zu Beginn und am Schluss. Einige vorliegende Blätter zum Teil herausgeschnitten. Zahlreiche Blätter mit alt geklebten Rissen, teils auch unterlegt, davon auch einige Holzschnitte betroffen. Durchgehend stark finger- und schmutzfleckig. Seitlich etwas knapp beschnitten, mit etwas Verlust bei den gedruckten Marginalien. Handschriftliche Marginalien von verschiedenen Händen und aus verschiedenen Zeiten. - Offensichtlich von grosser Seltenheit. Der Swedish Union Catalogue weist einzig 14 Exemplare in öffentlichen schwedischen Bibliotheken nach. - ╔Die erste schwedische Vollbibel.╗