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1550 Die ganze Bibel auf Dänisch

Biblia, Det er den gantske Hellige Schrifft, udsæt paa Danske

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Die ganze Bibel auf Dänisch

„Christian III.-Bibel“

 

 Biblia, Det er den gantske Hellige Schrifft, udsæt paa Danske

Kopenhagen 1550

 

 

Christian III. (1509-1559) war von 1534-1559 König von Dänemark und Norwegen. 1521 erlebte er den Reichstag zu Worms und traf dort mit Martin Luther zusammen. Er wurde zu einem überzeugten Lutheraner und führte 1536 die Reformation in Schleswig-Holstein, Dänemark, Norwegen und Island ein. Zeit seines Lebens unterhielt das dänische Königshaus enge Beziehungen mit Wittenberg, allen voran mit Luther, Melanchthon und Bugenhagen.

 

Wie es seit 1534 in Deutschland eine komplette Lutherbibel gab, so sollte es auch eine komplette dänische Bibelübersetzung geben. Der König berief daher eine Bibelkommission ins Leben und wünschte eine Übersetzung, die sich an der Lutherbibel orientierte. Die Arbeiten zogen sich bis 1550 hin. Die Kommission benutzte als Textgrundlage die letzte zu Lebzeiten Luthers gedruckte Ausgabe von 1545, die niederdeutsche Übersetzung von Johannes Bugenhagen von 1534, die schwedische Bibelübersetzung von 1541 (Gustav-Vasa-Bibel), die ausgezeichnete dänische Übersetzung des Neuen Testaments von Christiern Pedersen (1529), wie seine Psalmenübersetzung von 1531. Der Kommission lag zudem eine komplette handschriftliche Übersetzung der Bibel vor, die Pedersen als Manuskript bereits 1543 abgeschlossen hatte. Außerdem benutzte die Bibelkommission die Übersetzung des Pentateuchs (5 Bücher Mose) von dem dänischen Reformator Hans Tavsen (1494 –1561), die 1535 erschienen war. Es entstand so eine „kompilierte“ Bibel mit spürbarem Einfluss der Luthersprache.

 

Für den Druck holte man sich den Lübecker Drucker Ludwig Dietz nach Kopenhagen. Dietz hatte bereits 1534 die niederdeutsche Bibel von Bugenhagen herausgebracht, die wegen ihrer Typografie berühmt wurde. Dietz stattete nun die dänische Bibel so opulent aus, wie die Vollbibeln von Luther. 1550 erschien die Folio-Bibel in Kopenhagen. Typografisch ist die erste dänische Bibel eine Meisterleistung. Die Holzschnitte und der Schriftsatz begeistern noch heute nach über 460 Jahren!

 

Die Bibel erhielt den Namen „Christian III.-Bibel“ und gilt als größte dänische literarische Leistung des Jahrhunderts. Sie wurde so die „Reformations-Bibel“ Dänemarks. Luthers Einfluss auf die dänische Bibel war größer, als bei vielen anderen Übersetzungen, die sich an seiner Bibelausgabe orientieren.

 

Die hohe Auflage von 3000 Exemplaren ging auf den Befehl des Königs zurück, der wünschte, dass in jeder Kirche Dänemarks und Norwegens diese Bibel ausliegen sollte und 2000 Bibeln an die Kirchen seine Reiches schicken ließ. Der Rest wurde im Handel verkauft.

 

Das ausgestellte Exemplar ist ein Faksimile von 1928.

 

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