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Das Neue Testament von Erasmus 1516

Das erste gedruckte Neue Testament in griechischer Sprache

 

Novum Instrumentum - Basel 1516

NOVVM INstrumentum omne, diligenter ab ERASMO ROTERODAMO recognitum et
emendatum, non solum ad graecam ueritatem, uerum etiam ad multorum utriusque
linguae codicum, eorumque ueterum simul et emendatorum fidem […].

 

Das 1. griechische Neue Testament im Druck

von Erasmus von Rotterdam

 

 

Diese 1. gedruckte Ausgabe des Neuen Testaments  mit dem griechischen "Urtext" gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Bibelausgaben aller Zeiten! Der humanistische Gelehrte Erasmus von Rotterdam (1469-1536) veröffentlichte 1516 seine neue Übersetzung der lateinischen Bibel bei dem Basler Drucker Johann Froben. Zu der damaligen Zeit galt die VULGATA, die lateinische Bibelübersetzung von Hieronymus, als unantastbar. Erasmus ließ daher neben seiner lateinischen Übersetzung den griechischen Text des Neuen Testamentes drucken (so hat jede Seite 2 Spalten - Links: griechisch / Rechts: lateinisch). Jeder Kritiker sollte sich selber überzeugen können, dass eine Neuübersetzung der lateinischen Bibel gerechtfertigt sei. Außerdem fügte Erasmus 400 Seiten mit Anmerkungen zu seiner Übersetzung (lateinisch: Annotationes) bei.


Für die Wirkungsgeschichte der Bibelübersetzungen ist allerdings der griechische Bibeltext bedeutsamer als die lateinische Übersetzung von Erasmus. Zum ersten Mal lag hier das Neue Testament in griechischer Sprache im Druck vor. Martin Luther hatte während seiner Gefangenschaft auf der Wartburg 1522 die 2. Auflage des Erasmus-NT von 1519 dabei und übersetzte damit als Erster das ganze Neue Testament aus der griechischen Ursprache in das Deutsche. Diese seltene und wertvolle 2. Auflage zeigt die Bibelausstellung Sylt bei ihrer Wanderausstellung im --> ORIGINAL!

 

Erasmus schrieb über seine Übersetzung: Die Vulgata „möge in den Schulen gelesen, in den Kirchen gesungen, bei den Predigten zitiert werden; das verhindert niemand. Soviel möchte ich mir jedoch zu versprechen getrauen: Wer die unsere zu Hause liest, wird seine [Vulgata] besser erkennen.“

 

Die Wirkung von Erasmus Textausgabe des Neuen Testaments war unglaublich! Mindestens 110 Auflagen des Testaments erschienen in den Jahren nach 1518. Zwischen 1518 und 1525 wurde zudem das lateinische Testament dreißigmal als Separatdruck aufgelegt. Die im Kleinformat gedruckten Ausgaben waren für die private Lektüre gedacht. Man schätzt, dass zwischen 1516 und 1563 rund 40 000 Exemplare des "Novum Testamentum" gedruckt worden sind.

 

Der griechische Text des Erasmus wurde die Grundlage für die meisten Bibelübersetzungen im 16.-19. Jahrhundert (Tyndale / King James Bibel). Er wird oft auch als „Textus receptus“ (lateinisch: der überlieferte Text) bezeichnet. Erasmus hatte als Grundlage für seine Ausgabe des Neuen Testaments allerdings nur griechische Handschriften aus dem 12. und 15. Jahrhundert benutzt. Erst im 19. Jahrhundert wurde vor allem durch die Forschungsarbeit Konstantin Tischendorfs der griechische Text des Neuen Testaments stark verbessert, da Tischendorf wesentlich ältere Textzeugen seiner Ausgabe zu Grunde legte, wie den Codex Sinaitcus aus dem 4. Jahrhundert nach Christus.


Der ausgestellte Faksimile-Neudruck wurde von dem Verlag frommann-holzboog nach dem Exemplar der Bibelsammlung der Landesbibliothek Stuttgart hergestellt und ist ein Geschenk des Verlages frommanholzboog an die Bibelausstellung Sylt.

Dieses bedeutende Faksimile kann man über die Bibelausstellung bestellen.

 

Das Foto oben zeigt das Faksimile der Bibelausstellung nach dem Originalexemplar aus der Bibelsammlung der Landesbibliothek Stuttgart!

 

Blättern Sie durch diese berühmte --> Ausgabe des Neuen Testaments

Hier finden Sie ein --> koloriertes Exemplar

 

Die Titelseite in deutscher Übersetzung:

 

Das ganze Neue Instrument, sorgfältig durchgesehen und von Fehlern bereinigt von Erasmus aus Rotterdam, nicht nur anhand des griechischen Urtextes, sondern auch auf der Grundlage vieler Handschriften beider Sprachen, und zwar alter und zugleich von Fehlern bereinigter, schließlich aufgrund der Zitate, Verbesserungen und Auslegungen der bewährtesten Autoren, vor allem des Origenes, Chrysostomus, Cyrill, Vulgarius*, Hieronymus, Cyprian, Ambrosius, Hilarius und Augustinus, zusammen mit den Anmerkungen, die dem Leser zeigen sollen, was aus welchem Grund geändert wurde. Wer auch immer du (bist und) wahre Gotteserkenntnis liebst, lies, erkenne und urteile dann. Und nimm nicht sofort Anstoß, wenn du auf eine Änderung stößt, sondern wäge ab, ob die Veränderung eine Verbesserung darstellt.

 

* Einen Kirchenvater namens Vulgarius hat es nie gegeben. Gemeint ist hier Bulgarias. Das ist der Beiname des Theophylakt von Ohrid.