Kopfbild

Die Jefferson-"Bibel", die keine Bibel ist von 1819

Weil er nicht an Jesus glauben wollte, bastelte sich US-Präsident Jefferson eine eigene Bibel.

Zerschnittene Neue Testamente wurden zu einem neuen Buch zusammengefügt. Bilder © Smithsonian

 

Mit dem Rasiermesser die Bibel zerschnitten

Wir basteln uns unseren Gott !

 

 

Schnipp, schnapp, schnipp, schnapp ...

Thomas Jefferson (1743-1826) gilt als einer der großen Gründungsväter der Vereinigten Staaten von Amerika. Der Freimaurer und bekennende Freigeist wurde der dritte Präsident der USA. Er war ein Sklavenhalter im großen Stil (200 Sklaven gehörten ihm) und er soll mit der 15jährigen dunkelhäutigen Sklavin Sally Hemings - die 30 Jahre jünger als er war - ein Kind nach dem anderen gezeugt haben. Mindestens sechs, eher sieben Kinder sollen es gewesen sein.

Für Jefferson war die Bibel nur ein Märchenbuch. Doch manche Lehren Jesu fand er auch gut. Er meinte, Jesus hätte den "gütigsten Moralkodex, der je der Menschheit angeboten wurde" hinterlassen.

Aber Gottes Sohn? Nein! Das konnte und durfte Jesus nicht sein.

Aus den Evangelien wollte Jefferson nur die Texte gelten lassen, die der Mensch Jesus von Nazareth als großartige Lehren hinterlassen hat. Aber keine Jungfrauengeburt, keine Heilungen oder andere Wunder und vor allem: Keine Auferstehung, geschweige denn Himmelfahrt!

Fast könnte man Jefferson als einen der Väter der historisch-kritischen Bibelauslegung bezeichnen. Wunder passen da in das Gottesbild nicht hinein. Die Bibel war Jefferson zu anstössig!

So nahm er sechs gedruckte Ausgaben des Neuen Testaments, schnitt mit dem Rasiermesser die Stellen raus, die ihm zusagten (siehe Bilder oben), klebte die Schnipsel auf leere Bögen, die er faltete und dann zu einem "abgespeckten" Jesusbericht zusammenbinden liesss.

Die sechs Ausgaben des Neuen Testaments waren auf Englisch, Französisch, Latein und Griechisch. Diese mehrsprachige Ausgabe überschrieb Jefferson mit dem Titel "The Life and Morals of Jesus of Nazareth" ("Das Leben und die Moral von Jesus von Nazareth").

1895 kaufte die Smithsonian Institution in Washington das Buch Jefferson's Urenkelin Carolina Randolph für 400 US-Dollar ab. In demselben Jahr wurde das Buch erstmals öffentlich unter dem Titel "Jefferson's Bible" gezeigt und wird seitdem als "Jefferson-Bibel" bezeichnet. Aber sie ist eine reine Pseudobibel - ein Flickenteppich bestehend aus 82 Seiten. Bereits vorher hatte das Smithsonian zwei der zerschnittenen Neuen Testamente erwerben können (Bilder oben).

1904 wurde eine s/w-Lithographie (Faksimile) von der amerikanische Regierung erstellt (9000 Kopien) und an die beiden Kammern des US-Senats verteilt. Jeder neu gewählter Senator erhielt - trotz christlichen Protesten - in den folgenden Jahrzehnten als Willkommensgeschenk ein Exemplar diese "abgespeckten Bibel", in der nichts mehr, von der Gottheit Jesu Christi zu finden war. In den 1950'er Jahren war der Vorrat dann erschöpt.

2010 - 2011 wurde das Buch restauriert und dabei ein Farbfaksimile von Smithsonian hergestellt. Die Bibelausstellung von Alexander Schick zeigt dieses 1:1 Smithsonian-Farbfaksimile.

 

 

Eine ausgezeichnete kritische Rezension zur Neuausgabe dieser Pseudobibel finden Sie in der Tagespost!

 

--> Hier <-- können Sie die Jefferson-Bibel digital durchblättern

 

Eine gute Übersicht bietet wikipedia