Froschauer, der Bibeldrucker aus Zürich ist kaum bekanntEr prägte die Schweizer Reformation![]()
Urs B. Leu, Reformation als Auftrag - Der Zürcher Drucker Christoph Artikel aus Zwingliana 45 (2018), 1–80 zum DOWNLOAD
Dr. Urs B. Leu ist promovierter Historiker und Leiter der Abteilung Alte Drucke und Rara der Zentralbibliothek Zürich und Dozent für Buchgeschichte an der Universität Zürich und ein herausragender Kenner der Froschauer-Bibeln und besonders auch der Täufergeschichte.
Auszug aus dem ausgezeichneten Aufsatz S. 36 und 37:
"Ein Meisterwerk der zürcherischen Buchillustration des 16. Jahrhunderts stellt zweifelsohne die berühmte Foliobibel von 1531 dar. Neben verschiedenen Zieralphabeten und Schriftypen unterschiedlicher Grösse verwendete Froschauer eine eigens für diese Prachtausgabe hergestellte Schwabachertype. Im anonymen, aber Zwingli zugeschriebenen Vorwort findet sich folgender interessanter Abschnitt, in dem auch kurz auf die Typographie und den Zweck der zahlreichen Holzschnitte eingegangen wird: »Zu disem werck habend wir einen schoenen lieblichen buchstaben gegossen, der sich alten vnnd jungen wol fuegt, vnnd damit wir der gedaechtnuß etwas hulffind vnd den laeser lustig machtind, habend wir die figurennach einer yetlichen geschichte gelaegenheyt hinzu getruckt, verhoffend es werde lustig vnd angenaem sein. Einem yetlichen capitel habend wir die summ, so darinn begriffen, in kurtzen worten arguments weyß fürgestelt, vnnd naebend dem text concordantzenangehefftet, welches alles in anderen, die vormals getruckt sind, Biblien, nit so eigentlich observiert ist.« Demnach wurde der Bibeltext mit folgenden vier didaktischen Hilfsmitteln vermittelt und vertieft: gefällige Typographie, Bildmaterial, Kapitelzusammenfassungen und Angabe von Parallelstellen. Die etwa 200Holzschnitte, von denen Froschauer 118 Holzstöcke nach Zeichnungen Hans Holbeins d. J. neu anfertigen liess, dienten Zamit nicht primär der Verzierung oder Auflockerung des Textes, sondern als mnemotechnisches Hilfsmittel sowie zur Verdeutlichung des Textes und als Anreiz zur Lektüre. Den Illustrationen bzw. überhaupt der Buchgestaltung der Zürcher Foliobibel 1531 lagen ähnliche Überlegungen zugrunde wie sie auch heute für Lehrbücher angestellt werden. Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass Zwingli nichts gegen die Illustration biblischer Geschichten einzuwenden hatte. Er wehrte sich vielmehr gegen die Anbetung und Verehrung von Bildern, die deshalb im Juni 1524 entweder den Stiftern zurückgegeben oder diszipliniert aus den Kirchen hinausgetragen worden sind. Die Zürcher- oder Froschauer-Bibel wurde zur Bibel der Reformierten und Schweizer Täufer schlechthin, wobei letztere eine Anhänglichkeit dazu bewiesen wie keine andere Glaubensgruppe. Im Lauf der Zeit erschienen täuferische Nachdrucke der Froschauer-Bibel in Basel, Prag, Strassburg und in der Neuen Welt sogar bis ins 20. [21.] Jahrhundert."
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In Froschauers Druckerei wurden zwischen 1520 und 1564 nach der Bibliographie der Zürcher Druckschriften des 15. und 16. Jahrhunderts insgesamt 712 Titel in annähernd einer Million Exemplaren gedruckt, darunter reich ausgestattete Bibeln, wie 1524 Luthers Neues Testament, 1525 das Alte Testament, 1531 die «Zürcher Bibel» mit über 100 Illustrationen nach Vorlagen von Hans Holbein d. J.
Im Bild: Frühe Froschauerdrucke Sammlung www.bibelmuseum.ch oben links: Altes Testament 1525, rechts Vollbibel 1531 unten links: Vollbibel 1530, rechts Altes Testament 1527 |