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Erasmus und Luther

ein mehr als problematisches Verhältnis

Epitaph (in einer Kirche angebrachte Gedächtnistafel) über dem Grab des Erasmus von Rotterdam im Münster von Basel

 

Obwohl Erasmus zeitlebens katholisch geblieben war, gewährte das evangelische Basel dem weltberühmten Gelehrten die Ehre einer Beisetzung im Kreuzgang des Baslers Münster.

"Bei der Umgestaltung des Münsters im 19. Jahrhundert wurde das Epitaph an seinen heutigen Standort versetzt, während das Grab erst 1974 anlässlich der Münstergrabung wiederentdeckt und freigelegt wurde. Die Gebeine des grossen Humanisten wurden in der Folge umgebettet und ruhen nun zu Füssen des Grabmals im Nordseitenschiff. Das in seiner Form schlichte, dank des verwendeten Materials und der vergoldeten Inschrift sehr edle Epitaph bildet nicht den Verstorbenen ab, sondern zeigt in einem Medaillon Terminus, den römischen Gott der Begrenzung. Der Sinnspruch dieses Gottes, «concedo nulli» (ich weiche keinem), war die persönliche Devise des Erasmus. Unterhalb des Medaillons hält eine 25-zeilige lateinische Inschrift die Verdienste des Verstorbenen und die Namen der drei Basler Humanistenfreunde Bonifacius Amerbach, Hieronymus Froben und Nikolaus Bischoff fest, die das Epitaph in Auftrag gegeben hatten."

(Infoseite Münster von Basel)

 

 

 

DESIDERIUS ERASMUS VON ROTTERDAM

* 28.10.1466 in Rotterdam - † 11.07.1536 in Basel

 

(folgender Abschnitt nach Lernhelfer)

 

Erasmus von Rotterdam war ein niederländischer Philologe, Philosoph und Theologe. Er gilt als der bedeutendste europäische Humanist des 16. Jahrhunderts und als Wegbereiter der Reformation. Vorbild seiner humanistischen Ideale war die Antike, deren geistiges Gut er der breiten Öffentlichkeit zu erschließen bemüht war. So übersetzte er u.a. das griechische Neue Testament in das Lateinische. Sein Hauptanliegen war die Verbindung von Antike und Christentum in einem christlichen Humanismus.

 

DESIDERIUS ERASMUS VON ROTTERDAM (eigentlich GERHARD GERHARDS, seit 1496: DESIDERIUS ERASMUS ROTERODAMUS) war ein holländischer Gelehrter von universaler Bildung. Vorbild seiner humanistischen Ideale war die Antike, in der die Menschlichkeit am reinsten entwickelt schien. Sein Hauptanliegen war die Durchsetzung religiöser Toleranz und die Synthese von Antike und Christentum in einem christlichen Humanismus.


Aus diesen Beweggründen heraus bemühte sich ERASMUS, seinem Zeitalter Zugang zum geistigen Gut der Antike zu verschaffen. Neben verschiedenen klassischen Texten erarbeitete er u.a. eine lateinische Übersetzung des griechischen Neuen Testaments und machte es damit der breiten Öffentlichkeit zugänglich. ERASMUS wurde von Gelehrten, Fürsten, dem hohen Klerus bis hinauf zum Papst auf das Höchste verehrt und erfreute sich vieler fürstlicher Gönner ...

 

ERASMUS wurde 1516 Hofrat des späteren Kaisers KARL V., was ihn zunächst nach Brüssel, später nach Löwen führte. Da er kein öffentliches Lehramt innehatte, konnte er sich in dieser Zeit ganz seinen Studien widmen.


1516 löste ihn der Papst von seinem Gelübde als Augustinerchorherr. 1529 wurde in Basel die Reformation eingeführt, der Rat schaffte die Messe ab und prominente Altgläubige verließen die Stadt. Infolge dieser Entwicklung ließ sich ERASMUS im katholisch gebliebenen Freiburg im Breisgau nieder. Er kehrte 1535 nach Basel zurück, als sich seine Gesundheit akut verschlechterte und der Wunsch aufkam, den Druck seiner letzten Schriften persönlich zu überwachen. Er starb am 11.07.1536 im Hause von HIERONYMUS FROBEN. Sein Vermögen ging in Form einer von BONIFACIUS AMERBACH betreuten Sozialstiftung an die Stadt Basel über, die ihn mit einer Gedenkfeier in Münster, dem Ort seiner Bestattung, ehrte. Vom Verlagshaus Froben wurde ihm mit der Gesamtausgabe seiner Werke in neun Folienbänden (1538–1540) ein würdiges Denkmal gesetzt.

 

Seinen Grabstein (siehe Foto oben) finden Sie im Münster von Basel, ebenso sein Sterbehaus. Im Historischen Museum von Basel (Barfüsserkirche) findet sich der Nachlass von Erasmus. Einige Werke von Erasmus werden in der sehenswerten Ausstellung der Papiermühle von Basel gezeigt.

 

 

Finden Sie hier einen ausgezeichneten Exkurs zur Bedeutung von Erasmus beim --> Musee protestant <--

 

 

Erasmus hat am Anfang die Bestrebungen von Luther unterstützt und wurde später ein entschiedener Gegner vom Reformator.

 

Martin Luther schreibt über Erasmus an seinen Klosterburder Johann Lang am 1.3.1517:

 

Ich lese unseren Erasmus und dabei vergeht mir die Lust an ihm alle Tage mehr. Zwar gefällt mir, dass er Mönche und Priester so tapfer wie umsichtig in ihrer eingewurzelten und verschlafenen Unwissenheit an den Pranger stellt und verdammt; aber ich fürchte, er treibt nicht genug Christus und Gottes Gnade ..: das Menschliche hat bei ihm viel mehr Gewicht als das Göttliche. Wiewohl ich nicht gern über ihn zu Gericht sitze, so tu ich´s doch, um Dich zu warnen, alles von ihm zu lesen oder gar urteilslos zu übernehmen. Denn die Zeiten sind heute gefährlich, und ich sehe, dass einer nicht schon darum ein wahrhaft weiser Christ ist, weil er gut Griechisch und Hebräisch kann ... Denn anders ist das Urteil, wo einer dem Willen des Menschen noch etwas zuschreibt (wie Erasmus), anders, wo einer außer der Gnade nichts kennt (wie Luther). Ich halte jedoch dieses Urteil streng bei mir, um nicht den Chor seiner Neider zu bestärken. Vielleicht wird ihm der Herr zu seiner Zeit Verstand geben.” (in: Weimarer Ausgabe Briefe 1, 90, 15 ff.)